krebsgesellschaft.de, 27.05.2011

Delegiertenversammlung der Deutschen Krebsgesellschaft vom 26. bis 28. Mai in Düsseldorf

Krebsprävention: Die Möglichkeiten sind längst nicht ausgeschöpft

Drei Tage tagen Krebsspezialisten aus dem gesamten Bundesgebiet im Rahmen der jährlichen Delegiertenversammlung der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) in Düsseldorf. Höhepunkt der Tagung war die „Sommerakademie“ mit der Frage „Wie geht wirksame Krebsprävention?“. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff Prävention, was soll sie erreichen und wie steht es mit dem Gleichgewicht zwischen Nutzen, Chancen und Risiken für die Bevölkerung?

Möglichkeiten der Vorbeugung und Früherkennung gibt es viele. Sie sind darauf ausgerichtet, Krebs gar nicht erst entstehen zu lassen oder ihn so frühzeitig zu entdecken, dass die Heilungschancen außerordentlich stark zunehmen. Darunter fällt ein „gesundheitsbewusster“ Lebensstil ebenso, wie die Inanspruchnahme kassenfinanzierter Vorsorgeuntersuchungen.

Laut aktuellen Schätzungen der Weltkrebsorganisation (UICC) könnten etwa 30 bis 40 Prozent aller Krebserkrankungen vermieden werden. In Deutschland wären so bei rund 450.000 Neuerkrankungen etwa 180.000 Krebsdiagnosen jedes Jahr vermeidbar. Jeder könnte durch eine gesunde Lebensweise sein Risiko an Krebs zu erkranken signifikant senken. Hauptursachen für eine Krebserkrankung sind laut UICC: Tabakkonsum, übermäßiger Alkoholgenuss, hohe Sonnenbelastung und Fettleibigkeit. Die UICC weist zudem darauf hin, dass durch die Teilnahme an Krebsfrüherkennungsprogrammen ein Drittel aller Krebstodesfälle vermieden werden könnte, da Tumoren früh und in einem heilbaren Stadium erkannt würden. Für Deutschland wären demnach 70.000 Todesfälle vermeidbar. „Trotz dieses Wissens sind die Teilnahmeraten an den Früherkennungsuntersuchungen viel zu gering, man könnte fast sagen erschütternd“, betonte Professor Dr. Werner Hohenberger, Präsident der DKG im Rahmen der Düsseldorfer Tagung: „Lediglich jede zweite Frau und jeder fünfte Mann nehmen die Krebsfrüherkennung wahr“. Um das Thema Prävention verstärkt zu fördern, ist seitens der DKG die jüngst gegründete Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie – kurz PRIO – aktiv.

Etwas für alle, ist für keinen das Richtige
„Ausgewogene Information“, „informierte Entscheidung“ und „die richtige Ansprache“ sind die Schlüsselwörter, wenn es heute um Krebsprävention in der Öffentlichkeit geht. Fundierte Informationen über Nutzen, Chancen und Risiken von präventiven Methoden sind unerlässlich. „Diese allein sowie das Vorhandensein evidenzbasierter Untersuchungsmethoden reichen jedoch längst nicht aus, um das Vorsorgeverhalten der Bevölkerung maßgeblich zu beeinflussen. Um das zu erreichen, sind Ideenreichtum und die Nähe zu den Menschen gefragt“, so Professor Dr. Heribert Jürgens, Vorstandsvorsitzender der Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V. Anstelle breit gestreuter Information nimmt die Krebsgesellschaft NRW beispielsweise unterschiedlichste Zielgruppen ganz genau ins Visier und aktiviert soziale Netzwerke. Als erfolgreich erwies sich das Stadtprojekt „1000 Mutige Männer für Mönchengladbach“ zur Darmkrebsvorsorge, das jüngst mit dem Innovationswettbewerb „Land der Ideen“ ausgezeichnet worden ist. Mit qualitätsgesicherter Information, gezielter Ansprache durch das persönliche Umfeld und dem unbefangenen Umgang mit dem Thema „Darmgesundheit“ gelang es, innerhalb von zehn Monaten mehr als 1.000 Mönchengladbacher Männer ab 55 Jahre zur Darmspiegelung zu motivieren. Ein anderes Erfolgsmodell dieser Art ist die „Krebsprävention am Arbeitsplatz“. Auch hier trägt das soziale Gefüge dazu bei, dass die Information sehr gezielt weitergetragen wird. Zur Stärkung des Gesundheitsverhaltens führen zunehmend mehr Betriebe und Behörden interne Info-Aktionen für ihre Belegschaft durch.

Zukunft der Krebsprävention
Im fachlichen Austausch zeigten sich die Teilnehmer der „Düsseldorfer Sommerakademie“ einig: Damit Krebsprävention nachhaltig wirksam ist, müssen die Information und Ansprache der Menschen sehr gezielt und mit größter Sorgfalt erfolgen. Voraussetzung dafür ist der gesicherte und permanent neu zu erbringende Nachweis des Nutzens und der Wirkung einzelner Früherkennungsuntersuchungen und -methoden. Um dies zu leisten, sind viele Köpfe gefragt: Wissenschaftler, praktizierende Ärzte, Fachgesellschaften, Initiativen und Einrichtungen sowie nicht zuletzt soziale Netzwerke, die Menschen verbinden. Die Möglichkeiten sind längst nicht ausgeschöpft.

HInweise, was man im Alltag selbst tun kann, um das Erkrankungsrisiko zu senken sowie Informationen und zu den wichtigen Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen bieten die Deutsche Krebsgesellschaft und die Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen unter www.krebsgesellschaft.de sowie unter www.krebs-check.com an.