krebsgesellschaft.de, 25.04.2016

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Watch-and-Wait-Strategie beim Rektumkarzinom

Patienten mit Rektumkarzinom können, wenn sie nach einer Chemoradiotherapie eine komplette Response erreichen, womöglich von einer Watch-and-Wait-Strategie anstelle der sofortigen chirurgischen Resektion profitieren. Das geht aus den Ergebnissen einer Studie in der Fachzeitschrift The Lancet Oncology hervor.

Teilnehmer der Studie waren 259 Patienten aus Manchester mit Rektumkarzinom ohne distale Metastasen, die nach präoperativer Chemoradiotherapie (45 Gy in 25 täglichen Fraktionen mit begleitender Fluoropyrimidin-basierter Chemotherapie) eine klinisch komplette Response erreichten. Ihnen wurde als weitere Maßnahme eine Watch-and-Wait-Strategie angeboten. Den Patienten ohne klinisch komplette Response wurde eine Operation empfohlen. Weiterhin wurden aus einem Register die Daten von 98 Patienten mit klinisch kompletter Remission aus drei benachbarten Krebszentren in die Analyse einbezogen, denen ebenfalls eine Watch-and-Wait-Strategie angeboten worden war. Für vergleichende Analysen wurde eine 1:1-Paarkohorte Watch-and-Wait vs. Operation gebildet, die nach T-Stadium, Alter und Performance Status ausgeglichen war.

228 der 259 Patienten aus Manchester unterzogen sich der Operation. 31 von denen, die eine klinisch komplette Response erreicht hatten, wählten die Watch-and-Wait-Strategie. Hinzu kamen die 98 Patienten aus dem Register. Von den insgesamt 129 Patienten mit Watch-and-Wait-Strategie erlebten im medianen Follow-up von 33 Monaten (IQR 19-43) 44 (34%) ein lokales Wiederauftreten. 36 (88%) von 41 Patienten mit lokalem Wiederauftreten ohne distale Metastasen erhielten eine Salvagetherapie.

In der vergleichenden Analyse (109 Patienten in jeder Gruppe) gab es zwischen der Watch-and-Wait-Strategiegruppe und der Operationsgruppe keine Unterschiede bezüglich des dreijährigen krankheitsfreien Überlebens ohne lokales Wiederauftreten (88% [95% CI 75-94] bei Watch-and-Wait vs. 78% [63-87] bei sofortiger Operation; time-varying p = 0,043). Ebenso gab es keinen Unterschied im Drei-Jahres-Gesamtüberleben (96% [88-98] vs. 87% [77-93]; time-varying p = 0,024). Jedoch hatten die Patienten der Watch-and-Wait-Gruppe signifikante Vorteile hinsichtlich des Drei-Jahres-Kolostomie-freien Überlebens (74% [95% CI 64-82] vs. 47% [37-57]; hazard ratio 0,445 [95% CI 0,3-0,63; p < 0,0001). 26 Prozent (95% CI 13-39) weniger Patienten der Watch-and-Wait-Gruppe mussten sich innerhalb von drei Jahren einer Kolostomie unterziehen.

Ohne in den ersten drei Jahren nach der Diagnose eine ungünstigere Prognose erwarten zu müssen, können Patienten mit Rektumkarzinom nach dem Erreichen einer kompletten Response infolge der Chemoradiotherapie von einer Watch-and-Wait-Strategie profitieren, indem sie seltener ein Kolostoma benötigen, so die Zusammenfassung der Studienautoren.


Quelle:
Renehan, A. G. et al.: Watch-and-wait approach versus surgical resection after chemoradiotherapy for patients with rectal cancer (the OnCoRe project): a propensity-score matched cohort analysis. Lancet Oncology, Onlinevorabveröffentlichung am 16. Dezember 2015, DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S1470-2045(15)00467-2

(kvk)

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