krebsgesellschaft.de, 09.03.2015

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Strahlenboost bei frühem Mammakarzinom

Seit der Einführung der brusterhaltenden Therapie wurden auf der Suche nach der optimalen Wirkung verschiedene Strahlendosen nach Lumpektomie getestet. In einer randomisierten kontrollierten Phase III-Studie wurde bei Patientinnen mit Mammakarzinom im Stadium I oder II, die sich einer brusterhaltenden Therapie unterzogen hatten, der Effekt eines Strahlenboosts von 16 Gy auf das Gesamtüberleben, die lokale Kontrolle und die Entwicklung einer Fibrose untersucht und mit Patientinnen, die keinen Boost erhalten hatten, verglichen. Jetzt erschienen in der Fachzeitschrift Lancet Oncology die Ergebnisse nach 20-jährigem Follow up.

Patientinnen mit invasivem Mammakarzinom und mikroskopisch kompletter Exzision gefolgt von einer Strahlentherapie der gesamten Brust mit 50 Gy innerhalb von fünf Wochen wurden randomisiert: Entweder erhielten sie einen Strahlenboost mit 16 Gy (n = 2.661) oder nicht (n = 2.657). Die Teilnehmerinnen beider Gruppen waren hinsichtlich des Lebensalters, des menopausalen Status, extensiven duktalen Carzinomas in situ, klinischer Tumorgröße, Lymphknotenstatus und Institution ausgeglichen. 

Das mediane Follow up betrug 17,2 Jahre (IQR 13,0-19,0). Das 20-Jahres-Gesamtüberleben betrug 59,7% (99 CI 56,3-63,0) in der Boostgruppe und 61,1% (57,6-64,3) in der Nicht-Boostgruppe (hazard ratio [HR] 1,05; 99% CI 0,92-1,19; p = 0,323). Ein ipsilaterales Brusttumorrezidiv als erstes Therapieversagen trat bei 354 Patientinnen (13%) in der Nicht-Boostgruppe und 237 Patientinnen (9%) in der Boostgruppe (HR 0,65; 99% CI 0,52-0,81; p < 0,0001) auf. Die kumulative 20-Jahresinzidenz eines ipsilateralen Brusttumorrezidivs betrug 16,4% (99% CI 14,1-18,8) in der Nicht-Boostgruppe und 12,0% (9,8-14,4) in der Boostgruppe. Die Mastektomie als erste Salvagetherapie bei ipsilateralem Brusttumorrezidiv wurde bei 279 (79%) von 354 Patientinnen der Nicht-Boostgruppe und 178 (75%) von 237 Patientinnen der Boostgruppe angewendet. Die kumulative Inzidenz einer schweren Fibrose innerhalb von 20 Jahren betrug 1,8% (99% CI 1,1-2,5) in der Nicht-Boostgruppe und 5,2% (3,9-6,4) in der Boostgruppe (p < 0,0001).

Ein Strahlenboost nach einer Bestrahlung der gesamten Brust habe keinen Effekt auf das Langzeitüberleben, könne jedoch die lokale Kontrolle verbessern, so das Fazit der Studienautoren. Den größten Nutzen hätten junge Patientinnen trotz eines erhöhten Risikos für mittlere bis schwere Fibrose. Bei den meisten Patientinnen jenseits des 60. Lebensjahres hingegen könne die Extrabestrahlung vermieden werden.

Quelle:
Bartelink, H. et al.: Whole-breast irradiation with or without a boost for patients treated with breast-conserving surgery for early breast cancer: 20-year follow-up of a randomised phase 3 trial. The Lancet Oncology 2015, 16(1):47-564


(kvk)