krebsgesellschaft.de, 08.06.2015

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Stereotaktische Radiotherapie versus Operation beim frühen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom

Beim frühen nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) ist die Operation der derzeitige Therapiestandard. Möglicherweise könnte, Ergebnissen einer neuen Studie in der Fachzeitschrift Cancer zufolge, zumindest bei Patienten mit geringer Lebenserwartung die stereotaktische Radiotherapie eine gute und verträgliche Alternative sein.

Verwendet wurden Daten aus der Surveillance, Epidemiology, and End Results–Medicare Datensammlung, um Patienten jenseits des 67. Lebensjahres zu identifizieren, die sich zwischen 2007 und 2009 bei NSCLC im Stadium I einer Operation (n = 711) oder stereotaktischen Radiotherapie (n = 367) unterzogen hatten. In der Analyse wurden die Patienten in zwei Gruppen geteilt und gematcht: eine Gruppe mit niedriger Lebenserwartung (< fünf Jahre) und eine Gruppe mit hoher Lebenserwartung (≥ fünf Jahre).

Bei der stereotaktischen Bestrahlung war die akute Toxizität (innerhalb des ersten Monats) niedriger als bei der Operation (7,9% vs. 54,9%; p < 0,001). 24 Monate nach der Therapie gab es zwischen den Gruppen bezüglich der Toxizität keine Unterschiede (69,7% stereotaktische Bestrahlung vs. 73,9% Operation; p = 0,31). Die Ratio der Inzidenzrate (IRR) für Toxizität bei stereotaktischer Bestrahlung vs. Operation betrug 0,74 (95% confidence interval [CI] 0,64-0,87). Die Gesamtsterblichkeit war nach drei Monaten in der Bestrahlungsgruppe niedriger als in der Operationsgruppe (2,2% vs. 6,1%; p = 0,005). Nach 24 Monaten jedoch war es umgekehrt: Die Gesamtmortalität war in der Bestrahlungsgruppe höher als in der Operationsgruppe (40,1% vs. 22,3%; p < 0,001).

Bei den Patienten mit niedriger Lebenserwartung gab es keine Unterschiede in der Lungenkarzinom-bezogenen Mortalität (IRR 1,01; 95% CI 0,40-2,56). Bei den Patienten mit hoher Lebenserwartung jedoch war in der Bestrahlungsgruppe die Gesamtmortalität (IRR 1,49; 95% CI 1,11-2,01) höher, ebenso zeigte sich ein Trend für eine höhere Lungenkarzinom-bezogene Sterblichkeit (IRR 1,63; 95% CI 0,95-2,79) als in der Operationsgruppe.

Das akute Sterberisiko und die akute Toxizität seien bei der stereotaktischen Radiotherapie offenbar geringer als bei der Operation, so die Einschätzung der Studienautoren. Patienten mit frühem NSCLC, denen eine höhere Lebenserwartung zugeschrieben wird, würden allerdings von der Operation mehr profitieren als von der Bestrahlung.

Quelle:
Blay, J.-Y. et al.: Nilotinib versus imatinib as first-line therapy for patients with unresectable or metastatic gastrointestinal stromal tumours (ENESTg1): a randomised phase 3 trial. The Lancet Oncology, Onlinevorabveröffentlichung am 13. April 2015, DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S1470-2045(15)70105-1

(kvk)