krebsgesellschaft.de, 27.06.2011

Sensitivität der Untersuchung nur gering

Sentinellymphknotenuntersuchung beim Kolorektalkarzinom

Die Untersuchung des Sentinellymphknotens zur Bestimmung des nodalen Status hat beim Kolorektalkarzinom offenbar nur eine geringe Sensitivität. Ihr Einsatz sollte deshalb bei Patienten mit fehlender klinischer Evidenz für eine Lymphknotenbeteiligung oder metastasierte Erkrankung gründlich überdacht werden, so die Empfehlung von Autoren einer Metaanalyse in der Fachzeitschrift The Lancet Oncology.

Ausgewertet wurden 52 Studien, in denen insgesamt 3.767 Sentinellymphknotenuntersuchungen (2.961 bzw. 78,6% bei Kolonkarzinom, 806 bzw. 21,4% bei Rektalkarzinom) durchgeführt worden waren. Die meisten Tumoren (62,1%) waren im Stadium T3 oder T4. 50,1% der Patienten waren Männer. Die Sensitivität der Untersuchung betrug 0,76 (range 0,72-0,80).

Individuelle Patientendaten waren aus 19 Studien mit 1.168 Patienten erhältlich. Sie zeigten keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich der Sensitivität der Untersuchung zwischen Kolon- (0,86 [95% CI 0,83-0,90]) und Rektumkarzinom (0,82 [0,77-0,88]). Ebenso gab es keine Abhängigkeit der Sensitivität vom Tumorstadium beim Kolonkarzinom (pT1: 0,79 [95% CI 0,73-0,84], pT2: 0,76 [0,62-0,90], pT3: 0,73 [0,59-0,87], pT4: 0,73 [0,53-0,93]) und Rektumkarzinom (T1 oder T2: 0,81 [0,52-0,94] vs. T3 oder T4: 0,80 [0,51-0,93]). In einer Subgruppe von acht Studien mit hoher methodologischer Qualität ergaben sich eine mittlere Detektionsrate von 0,96 (95% CI 0,90-0,99) für das Kolonkarzinom und 0,95 (95% CI 0,75,0,99) für das Rektumkarzinom sowie eine mittlere Sensitivität von 0,90 (95% CI 0,86-0,93) für das Kolonkarzinom und 0,82 (0,60-0,93) für das Rektumkarzinom.

Unabhängig vom Tumorstadium, der Tumorlokalisation und pathologischen Untersuchungstechniken sei die Sentinellymphknotenuntersuchung in den einbezogenen Studien mit einer geringen Sensitivität verbunden gewesen, so die Studienautoren. Bis die prognostische Aussagekraft der Methode verbessert worden sei, müsse ihr Einsatz bei Patienten mit fehlender klinischer Evidenz für eine Lymphknotenbeteiligung oder metastasierte Erkrankung deshalb sorgfältig abgewogen werden.


Quelle:
Van der Pas, M. et al.: Sentinel-lymph-node procedure in colon and rectal cancer: a systematic review and meta-analysis. The Lancet Oncology 2011, 12(6):540-550

(ks)