krebsgesellschaft.de, 12.05.2016

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Sensorineurale Schwerhörigkeit nach Schädelbestrahlung im Kindesalter

Patienten, die eine Strahlentherapie des Schädels erhalten, haben ein erhöhtes Risiko, eine sensorineurale Schwerhörigkeit, also Innenohrschwerhörigkeit, zu erleiden. Eine neue Studie beschäftigte sich mit dem zeitlichen Verlauf dieser Nebenwirkung bei Patienten, die im Kindesalter eine Schädelbestrahlung wegen einer Krebserkrankung erhielten. Die Ergebnisse erschienen im Journal of Clinical Oncology. 

Ausgewertet wurden die Daten von 235 Kindern, die im Rahmen einer institutionellen Phase II-Studie zu lokalisierten primären Hirntumoren, darunter Kraniopharyngeomen, Ependymomen und juvenilen pilozytischen Astrozytomen, eine konforme oder intensitätsmodulierte Strahlentherapie des Schädels erhalten hatten. Bei ihnen wurden serielle Hörtests durchgeführt. Alle bis auf einen Patienten hatten eine messbare Cochlea-Strahlendosis erhalten (mehr als 0 Gy). Das mediane Follow-up vom Beginn der Strahlentherapie bis zum letzten Audiogramm betrug neun Jahre; die Zahl der Audiogramme, die nach der Strahlentherapie durchgeführt worden waren, lag im Median bei elf. Die Audiogramme wurden mit der Chang Ototoxicity Grading Scale klassifiziert. Als Progression galt ein Anstieg der Chang-Grade vom Anfang der jeweiligen Langzeit-Verlaufskurve bis zur jüngsten Messung. 

Bei der letzten Audiographie war bei 14 Prozent der Patienten eine sensorineurale Schwerhörigkeit festzustellen: bei 2,1 Prozent eine milde Form, bei 11,9% eine schwere Form, die ein Hörgerät erforderlich machte. Die mediane Zeit von der Strahlentherapie bis zum Einsetzen der Schwerhörigkeit betrug 3,6 Jahre (range 0,4-13,2). Von 29 Patienten mit Follow-up-Evaluierung nach Beginn der Schwerhörigkeit erlebten 65,5 Prozent eine stetige Verschlechterung ihres Hörvermögens, bei den übrigen 34,5 Prozent gab es keine Veränderung. Ein jüngeres Lebensalter bei Beginn der Strahlentherapie (hazard ratio [HR] 2,32; 95% CI 1,21-4,46), höhere Cochlea-Strahlendosen (HR 1,07; 95% CI 1,03-1,11) und Ableitungen zerebrospinaler Flüssigkeit (HR 2,02; 95% CI 1,07-3,78) waren mit dem Auftreten von sensorineuraler Schwerhörigkeit assoziiert. 

Innenohrschwerhörigkeit ist eine späte Nachwirkung der Schädelbestrahlung im Kindesalter und verschlechtert sich im Laufe der Zeit noch, so die Zusammenfassung des Studienergebnisses. Deshalb seien audiometrische Kontrollen über einen langen Zeitraum von mindestens zehn Jahren nach der Strahlentherapie zu empfehlen.

Quelle:
Bass, J. K. et al.: Hearing Loss in Patients Who Received Cranial Radiation Therapy for Childhood Cancer. Journal of Clinical Oncology, Onlinevorabveröffentlichung am 25. Januar 2016, doi: 10.1200/JCO.2015.63.6738

(kvk)

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