krebsgesellschaft.de, 24.10.2014

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Seminom: Radio- vs. Chemotherapie?

Beim Seminom Stadium IIA und IIB sind die Effekte von Radiotherapie und Chemotherapie nahezu gleich, jedoch zeichnete sich in einer systematischen Review- und Metaanalyse ein leichter Vorteil für die Chemotherapie ab. Der Bericht zur Studie erschien in den Annals of Oncology.

Die Suche nach geeigneten Studien für die Metaanalyse wurde auf Studien beschränkt, die nach 1990 publiziert worden waren; einbezogen wurden Veröffentlichungen auf Medline, Embase-Datenbanken und Abstracts von ASCO(GU), ESMO, AUA und ASTRO bis einschließlich April 2014. In der Analyse wurden Seminome im Stadium IIA und IIB, paraaortale und illiakale Radiotherapie in beiden Stadien, die Radiotherapiedosis (≥30 Gy vs. <30 Gy) sowie PEB (Cisplatin, Etoposid, Bleomycin)/EP (Etoposid, Cisplatin)-Regime berücksichtigt.

13 Studien wurden für die Metaanalyse herangezogen. Keine randomisierte Studie hatte Radio- und Chemotherapie direkt verglichen. Es gab vier prospektive und neun retrospektive Studien mit insgesamt 607 Patienten, die Strahlentherapie erhalten hatten, und 283 Patienten, die chemotherapiert worden waren. Die Rezidivrate war in beiden Therapiegruppen ähnlich (Radiotherapie 0,11 [95% CI 0,08-0,14]; p für Heterogenität = 0,096; I-square = 38%; Chemotherapie 0,08 [95% CI 0,01-0,15], p für Heterogenität < 0,001; I-square = 82,5%). In der Sensitivitätsanalyse betrug die gepoolte RR für Radiotherapie bei Seminomen IIB 0,12 (95% CI 0,06-0,17), für Chemotherapie 0,05 (0-0,11). Langzeitnebenwirkungen und zweite Krebserkrankungen traten in der Radiotherapiegruppe häufiger auf. Die Inzidenz eines zweiten, nicht die Hoden betreffenden Malignoms betrug 0,04 (0,01-0,02) in der Radiotherapiegruppe und 0,02 (0,003-0,04) in der Chemotherapiegruppe.

Obwohl Radiotherapie und Chemotherapie bei Seminomen IIA und IIB zunächst gleichermaßen wirksam scheinen, habe sich in der Metaanalyse doch ein Trend zu Vorteilen der Chemotherapie ergeben, so die Interpretation der Studienautoren. Nebenwirkungen und auch Rezidive seien bei Seminomen im Stadium IIB unter Chemotherapie seltener aufgetreten. Jedoch sei die Evidenz für diese Aussage begrenzt, weil zu wenig Datenmaterial zur Verfügung gestanden habe.

Quelle: 

Giannatempo, P. et al.: Radiotherapy or chemotherapy for clinical stage IIA and IIB seminoma: a systematic review and meta-analysis of patient outcomes. Annals of Oncology, Onlinevorabveröffentlichung am 11. September 2014, doi: 10.1093/annonc/mdu447

(kvk)