krebsgesellschaft.de, 07.12.2015

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Sekundäre, therapiebedingte und de novo AML

Sekundäre und therapeutisch bedingte akute myeloische Leukämie (sAML und tAML) sind noch immer eine therapeutische Herausforderung. Bislang unklar ist, ob die ungünstigere Prognose im Vergleich zur de novo akuten myeloischen Leukämie (AML) darauf zurückgeht, dass es sich um verschiedene hämatologische Erkrankungen handelt oder Unterschiede in Karyotypen und/oder Lebensalter vorliegen. Die Ergebnisse einer dänischen bevölkerungsbasierten Studie dazu erschienen kürzlich in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Oncology.

In der Studie wurden die Daten von 3.055 unselektierten Patienten mit AML analysiert, die zwischen 2000 und 2013 ihre Diagnose erhalten hatten. Verglichen wurden die Krankheitsverläufe bei tAML, myelodysplastischem Syndrom (MDS) s-AML und non-MDS-sAML (chronische myelomonozytische Leukämie und myeloproliferative Neoplasie) versus de novo AML. Die Analyse wurde auf Patienten mit intensivierter Therapie beschränkt. Im Fokus stand die Chance auf komplette Remission, das relative Risiko (RR) für Tod innerhalb von 90 Tagen, einem Jahr und drei Jahren. Berücksichtigt wurden Karyotyp und Lebensalter.

sAML betraf 19,8% der Patienten, tAML 6,6%. Patienten mit sAML erhielten nur selten eine intensivierte Therapie. Unter den Patienten mit intensivierter Therapie (n = 1.567) war eine vorausgehende myeloische Störung oder eine vorangegangene zytotoxische Exposition im Vergleich zur de novo AML mit einer verringerten kompletten Remissionsrate und einem geringeren Überleben verbunden (Drei-Jahres-angepasste RR für MDS-sAML, non-MDS-sAML und tAML: RR 1,14; 95% CI 1,02-1,32; RR 1,27; 95% CI 1,16-1,34; RR 1,16; 95% CI 1,03-1,32). Unter den Patienten, die mindestens 60 Jahre alt waren, beeinflussten ein vorangegangenes MDS oder eine tAML die Prognose nicht, während eine non-MDS-sAML in Abhängigkeit vom Karyotyp und Lebensalter mit einem geringeren Überleben verbunden war (adverse risk cytogenetics: Ein-Jahres-angepasste RR 1,47; 95% CI 1,23-1,76; Patienten ≥ 60 Jahre: Ein-Jahres-angepasste RR 1,31; 95% CI 1,06 -1,61).

Die Ergebnisse unterstützten die Annahme, dass es sich bei de novo AML, sAML und tAML um biologisch und prognostisch unterschiedliche Subtypen handelt. Patienten mit non-MDS-sAML haben offenbar unabhängig vom Alter und dem Karyotyp ungünstige Verläufe. Vorangegangene myeloische Störungen, Lebensalter und zytogenetische Eigenschaften seien offenbar Determinanten für die Prognose und sollten als Entscheidungsparameter in den Therapieempfehlungen berücksichtigt werden.


Quelle:
Granfeldt, L. S. et al.: Epidemiology and Clinical Significance of Secondary and Therapy-Related Acute Myeloid Leukemia: A National Population-Based Cohort Study. Journal of Clinical Oncology, Onlinevorabveröffentlichung am 24. August 2015, JCO.2014.60.0890

(kvk)

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