krebsgesellschaft.de, 17.03.2016

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Radiojodtherapie bei Schilddrüsenkarzinom

Die Therapie mit radioaktivem Jod (RAI) ist beim Schilddrüsenkarzinom eine anerkannte Therapieoption. Langfristig jedoch erhöht diese Behandlung das Risiko für eine zweite maligne Erkrankung, wie aus einer Studie aus Taiwan im Journal of the National Cancer Institute hervorgeht.

Ausgewertet wurden die Daten von 20.235 Patienten im Alter von mindestens 20 Jahren ohne vorherige Krebserkrankung, bei denen zwischen 1997 und 2010 ein Schilddrüsenkarzinom diagnostiziert worden war. 692 Fälle von zweiter primärer Malignomerkrankung wurden registriert. 79,7% der Betroffenen waren Frauen, das mediane Alter betrug 46 Jahre, das Follow-up umfasste 134.178 Personen-Jahre. Die standardisierte Inzidenzratio (SIR) für eine zweite primäre maligne Erkrankung betrug 1,41 (95% Confidence Interval CI = 1,31-1,52). Statistisch signifikant höhere SIRs wurden für Leukämie (2,74), Non-Hodgkin-Lymphome (2,38), Prostatakarzinom (2,30), Lungen- und Mediastinumkarzinome (1,93), Pankreaskarzinom (1,83), Nierenkarzinom (1,81), Mammakarzinom (1,48) und Kolorektalkarzinom (1,31) beobachtet.

Die kumulative RAI-Dosis (pro 30 mCi-Anstieg) beeinflusste das Risiko für eine zweite primäre maligne Erkrankung (adjusted hazard ratio [aHR] = 1,01; 95% CI = 1,01-1,02; p < 0,001) und Leukämie (aHR = 1,03; 95% CI = 1,02-1,04; p < 0,001). Eine kumulative RAI-Dosis von mehr als 150 mCi erhöhte signifikant das Risiko für alle Krebsarten (aHR = 1,30) und Leukämie (aHR = 6,03).

Patienten mit Schilddrüsenkarzinom, die eine Radiojodtherapie erhalten, haben insbesondere bei Dosen von mehr als 150 mCi ein erhöhtes Risiko, eine zweite Krebserkrankung zu entwickeln, so die Zusammenfassung der Studienautoren.

Quelle:
Chung-Jen Teng et al.: Use of Radioactive Iodine for Thyroid Cancer and Risk of Second Primary Malignancy: A Nationwide Population-Based Study. Journal of the National Cancer Institute 2016, 108(2):djv314; doi: 10.1093/jnci/djv314

(kvk)