krebsgesellschaft.de, 30.05.2011

Randomisierte kontrollierte Studie kann nach 20 Jahren Follow-up keinen Überlebensvorteil feststellen

Prostatakarzinom-Screening

Der Nutzen eines Prostatakarzinom-Screenings mittels rektaler Untersuchung und Bestimmung von Prostata-spezifischem Antigen (PSA) gilt nach wie vor als umstritten. Eine neue bevölkerungsbasierte randomisierte kontrollierte Studie aus Schweden im British Medical Journal konnte keinen Überlebensvorteil durch das Screening nachweisen.

Teilnehmer der Studie waren alle Männer im Alter zwischen 50 und 69 Jahren aus der schwedischen Stadt Norrköping, die 1987 im Nationalen Bevölkerungsregister erfasst worden waren (n = 9.026). Aus einer Liste mit den Geburtsdaten wurde jeder sechste Teilnehmer ausgewählt (n = 1.494) und dazu eingeladen, zwischen 1987 und 1996 alle drei Jahre eine Screeninguntersuchung durchführen zu lassen. Bei den ersten beiden Screeninguntersuchungen wurde lediglich eine rektale Tastuntersuchung durchgeführt. Von 1993 an wurde diese mit der PSA-Bestimmung kombiniert, wobei ein Wert von 4 µg/l als Grenze galt. Zur vierten Screeninguntersuchung wurden nur noch Männer bis zum 69. Lebensjahr eingeladen. Die Prostatakarzinom-bedingte Mortalität und die Tumordaten wurden bis 31. Dezember 2008 erfasst.

Die Teilnehmerzahlen an den vier Screeninguntersuchungen zwischen 1987 und 1996 betrugen 78% (1.161 von 1.492), 70% (957 von 1.363), 74% (895 von 1.210) und 74% (446 von 606). Es wurden 85 Fälle (5,7%) von Prostatakarzinom innerhalb der Screeninggruppe diagnostiziert und 292 (3,9%) innerhalb Kontrollgruppe. Das Sterberisiko am Prostatakarzinom betrug in der Screeninggruppe 1,16 (95% CI 0,78 bis 1,73). Beim Vergleich des Prostatakarzinom-spezifischen Überlebens zwischen Screening- und Kontrollgruppe ergab sich eine Hazard ratio für Tod durch Prostatakarzinom von 1,23 (0,94 bis 1,62; P = 0,13), bei Berücksichtigung des Lebensalters zu Beginn der Studie eine HR von 1,58 (1,06 bis 2,36; p = 0,024).

Nach zwanzig Jahren Follow-up sei kein signifikanter Unterschied hinsichtlich des Prostatakarzinom-bedingten Sterberisikos zwischen Screening- und Nicht-Screeninggruppe feststellbar gewesen, so die Studienautoren. Zwar reiche die Teilnehmerzahl der Studie nicht aus, um endgültige Schlüsse bezüglich eines Überlebensvorteils durch das Screening zu ziehen. Größere Unterschiede im Prostatakarzinom-bedingten Sterberisiko allerdings hätten sich bei Vorhandensein in der Untersuchung abzeichnen müssen.


Quelle:
Sandblom, G. et al.: Randomised prostate cancer screening trial: 20 year follow-up. British Medical Journal 2011, 342:d1539

(ks)