krebsgesellschaft.de, 07.03.2016

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Prostatakarzinom-Screening

Die hohe Rate an falsch-positiven Befunden beim Test auf Prostata-spezifisches Antigen (PSA) im Rahmen des Prostatakarzinom-Früherkennungsscreenings führt zu unnötigen Biopsien und der Überdiagnostizierung von Niedrig-Risiko-Prostatakarzinomen – ein bislang ungelöstes Problem. Schwedische Wissenschaftler entwickelten ein Modell, mit dem sich Hoch-Risiko-Prostatakarzinome (Gleason Score von mindestens 7) womöglich besser erkennen lassen als mit dem alleinigen PSA-Screening. 

Bei der Stockholm 3 (STHLM3)-Studie handelte es sich um eine prospektive, bevölkerungsbasierte Studie mit Männern im Alter von 50 bis 69 Jahren, bei denen zum Zeitpunkt der Rekrutierung kein Prostatakarzinom nachweisbar war. Getestet wurde das STHLM3-Modell: eine Kombination aus Plasma-Proteinmarkern (PSA, freies PSA, hK2, MSMB, MIC1), genetischem Polymorphismus (232 SNPs) und klinischen Parametern (Lebensalter, Familienanamnese, eigene Anamnese, vorangegangene Prostatabiopsien, Prostatauntersuchungsbefunde). Das Modell wurde mit der alleinigen PSA-Messung verglichen. Primäres Ziel war es, die Spezifität hinsichtlich der Diagnose von Hoch-Risiko-Prostatakarzinomen zu verbessern, ohne die Sensitivität zu verringern.

Tatsächlich erwies sich STHLM3 im Vergleich zum alleinigen PSA-Test als besser geeignet, Karzinome mit einem Gleason Score von mindestens 7 zu erkennen (p < 0,0001; area under the curve mit alleinigem PSA-Test 0,56; 95% CI 0,55-0,60; mit STHLM3-Modell 0,74; 95% CI 0,72-0,75). Alle im STHLM3-Modell verwendeten Variablen waren signifikant mit Prostatakarzinom mit Gleason Score von mindestens 7 assoziiert (p < 0,05). Bei gleicher Sensitivität – PSA-Test mit cutoff von ≥3 ng/mL für die Diagnose von Hoch-Risiko-Prostatakarzinomen – konnte durch das STHLM3-Modell die Zahl der Biopsien um 32 Prozent (95% CI 24-39) gesenkt werden, 44 Prozent (35-54) der Biopsien mit benignem Befund wurden vermieden.

Nach Ansicht der Studienautoren eigne sich das STHLM3-Modell zur Diagnose von Prostatakarzinomen mit Gleason Score von mindestens 7 und könne gleichzeitig die Zahl unnötiger Biopsien verringern. Das Modell stelle einen wesentlichen Schritt in Richtung eines personalisierten Risiko-basierten Prostatakarzinom-Screeningprogramms dar.

Quelle:
Grönberg, H. et al.: Prostate cancer screening in men aged 50–69 years (STHLM3): a prospective population-based diagnostic study. The Lancet Oncology, Onlinevorabveröffentlichung am 9. November 2015, DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S1470-2045(15)00361-7

(kvk)