krebsgesellschaft.de, 06.10.2014

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Ovarialinsuffizienz infolge Malignomtherapie

Die Kryopräservation von Ovarialgewebe mit späterer Reimplantation ist bei erwachsenen Krebspatientinnen dazu geeignet, die Fertilität zu erhalten, um einen späteren Kinderwunsch zu erfüllen. In einer neuen Studie in der Fachzeitschrift Lancet Oncology wurde überprüft, ob die Edinburgh-Selektionskriterien auch für Mädchen im Kindes- und Adoleszentenalter geeignet sind.

Seit 1996 wurde am Edinburgh Children's Cancer Centre Mädchen, die an Krebs erkrankten und die Edinburgh-Selektionskriterien erfüllten, eine Kryopräservation angeboten. Zwischen 1996 und 2012 wurden 410 Mädchen, die jünger als 18 Jahre waren, an diesem Zentrum wegen Krebs behandelt, darunter Leukämien und Hirntumoren. Der Ovarialstatus wurde bestimmt. Patientinnen, die am 31. Januar 2013 jünger als 12 Jahre waren, wurden von der Analyse ausgeschlossen.

34 (8%) der 410 Patientinnen erfüllten die Edinburgh-Kriterien und erhielten das Angebot der Kryopräservation, bevor die Krebstherapie begann. 13 Patientinnen lehnten das Angebot ab. Bei 20 Patientinnen wurde die Prozedur vollständig durchgeführt (medianes Alter 16,9 Jahre [IQR 15,5-21,8], bei 14 von ihnen war sie erfolgreich. Sechs der 14 Patientinnen erlebten eine vorzeitige Ovarialinsuffizienz im medianen Alter von 13,4 Jahren (IQR 12,5-14,6), eine von ihnen erlebte eine natürliche Schwangerschaft. Sechs der 13 Patientinnen, die die Kryopräservation abgelehnt hatten, stellten sich für weitere Untersuchungen zur Verfügung. Bei einer von ihnen kam es zur Ovarialinsuffizienz.

Bei 141 der 376 Patientinnen, denen keine Kryopräservation angeboten worden war, wurden weitere Untersuchungen zur Ovarialfunktion durchgeführt, eine von ihnen entwickelte eine Ovarialinsuffizienz. Die Wahrscheinlichkeit für eine Ovarialinsuffizienz war bei den Patientinnen, die die Edinburgh-Kriterien erfüllten, höher als bei jenen, die die Kriterien nicht erfüllten (15-Jahreswahrscheinlichkeit 35% [95% CI 10-53] vs. 1% [0-2]; p < 0,0001; hazard ratio 56,8 [95% CI 6,2-521,6] in 10 Jahren). 

Mithilfe der Edinburgh-Selektionskriterien sei es möglich, diejenigen (wenigen) Mädchen und jungen Frauen herauszufiltern, die infolge einer Krebsbehandlung mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Ovarialinsuffizienz entwickeln werden, und ihnen eine Kryopräservation von Ovarialgewebe anzubieten, so die Studienautoren in ihrer Bewertung. Weitere Studien sollten folgen, um die Kriterien für das Vorgehen bei dieser Patientinnengruppe zu präzisieren.

(kvk)