krebsgesellschaft.de, 07.09.2015

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Östrogenersatztherapie und Risiko für Kolorektalkarzinom

Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Anwendung einer Hormonersatztherapie mit alleinigem Östrogen in den Wechseljahren und einem erniedrigten Risiko für das Kolorektalkarzinom? Während frühere Beobachtungsstudien diese Frage bejahten, konnte in der randomisierten, placebokontrollierten Women's Health Initiative (WHI)-Studie nach durchschnittlicher Östrogenanwendung von 7,1 Jahren und einem kumulativen Follow-up von 13,2 Jahren keine Assoziation zum Darmkrebsrisiko festgestellt werden. Nun wurden in der Fachzeitschrift Cancer detailliertere Analysen der Studie zur Wirkung von Östrogen auf Tumorhistologie, Tumorgrad, Stadium der Erkrankung, relevante Subgruppen und krebsbedingte Todesfälle veröffentlicht.

10.739 postmenopausale Frauen mit erfolgter Hysterektomie hatten an der Studie teilgenommen. Sie wurden auf konjugiertes Östrogen (0,625 mg/Tag; n = 5.279) oder Placebo (n = 5.409) randomisiert. Die Raten an Kolorektalkarzinomen während des Follow-ups waren in beiden Gruppen vergleichbar hoch: 0,14 Prozent pro Jahr in der Östrogengruppe, 0,12 Prozent pro Jahr in der Placebogruppe (hazard ratio [HR] 1,13; 95% confidence interval [CI] 0,83-1,58; p = 0,43). Auch die Anzahl der Darmkrebsscreeninguntersuchungen war in beiden Gruppen ähnlich hoch. Es gab keine Unterschiede bezüglich Tumorgrad, Stadium und Lokalisation des Kolorektalkarzinoms. In der Östrogengruppe gab es mehr Todesfälle infolge des Kolorektalkarzinoms als in der Placebogruppe, jedoch war der Unterschied statistisch nicht signifikant (34 [0,05%] vs. 24 [0,03%]; HR 1,46; 95% CI 0,86-2,46; p = 0,16). In der Östrogengruppe gab es signifikant mehr Teilnehmerinnen mit einer Vorgeschichte an Schleimhautpolypen, die endoskopisch entfernt worden waren (0,23% vs. 0,02%; HR 13,47; 95% CI 1,76-103,0; p < 0,001). 

Bei postmenopausalen Frauen mit Hysterektomie beeinflusse eine Hormonersatztherapie mit alleinigem Östrogen das Risiko für Kolorektalkarzinom ebenso wenig wie das darmkrebsbedingte Sterberisiko, so die Zusammenfassung. Das beobachtete höhere Risiko für Kolorektalkarzinom bei Frauen, denen endoskopisch bereits Polypen entfernt wurden und die Östrogen anwendeten, bedürfe allerdings einer weiteren Abklärung.

Quelle:

Lavasani, S. et al.: Estrogen and colorectal cancer incidence and mortality. Cancer, Onlinevorabveröffentlichung am 2. Juni 2015, DOI: 10.1002/cncr.29464

(kvk)

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