krebsgesellschaft.de, 09.05.2016

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Nebenwirkungen der endokrinen Therapie beim Mammakarzinom

Die adjuvante endokrine Therapie bei primärem Mammakarzinom bringt zahlreiche Beschwerlichkeiten mit sich, auf die bei der Betreuung der Patientinnen Augenmerk gelegt werden sollte. Zu diesem Ergebnis kommt ein Studienbericht in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Oncology.

In der Mind-Body-Studie (MBS) wurden Patientinnen mit Mammakarzinom nach ihrer physischen und psychischen Befindlichkeit befragt. Im Fokus standen Nebenwirkungen der endokrinen Therapie ebenso wie Depression, Fatigue und Schlafstörungen zu Beginn (nach der Primärtherapie, bevor mit der adjuvanten endokrinen Therapie begonnen worden war) sowie sechs und zwölf Monate später. Es wurde ein Vergleich zwischen drei Patientinnengruppen durchgeführt: Gruppe ohne endokrine Therapie, Gruppe mit Aromataseinhibitortherapie (AI) und Gruppe mit Tamoxifentherapie.

Zwei Drittel der 186 Frauen begannen mit einer endokrinen Therapie, je zur Hälfte mit AI und Tamoxifen. Zu Beginn der Studie gab es keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Beschwerden. Schlechtere Punktzahlen als bei normaler Gesundheit wurden für die physische Befindlichkeit erfasst, hier verbesserten sich die Scores mit der Zeit. Jedoch gab es in der AI-Gruppe nach zwölf Monaten eine signifikante Verschlechterung hinsichtlich der physischen Gesundheit (p = 0,05). Die Scores für die mentale Gesundheit waren zu Beginn in allen Gruppen im Normalbereich, sie änderten sich auch nicht über die Zeit. Zwischen den Gruppen gab es hier keine Unterschiede.

In der nicht-endokrinen Therapiegruppe blieb die Schwere von Symptomen stabil oder sank, während in den beiden Gruppen mit endokriner Therapie ein Anstieg von Symptomen zu beobachten war. In der AI-Gruppe traten zu einem oder beiden Follow-up-Zeitpunkten mehr Beschwerden im Muskel- und Knochenbereich (p = 0,02), Hitzewallungen (p = 0,02) und kognitive Probleme (p = 0,006) auf als in der nicht-endokrinen Therapiegruppe. Die Patientinnen der Tamoxifengruppe berichteten über eine stärkere Intensität von Hitzewallungen (p = 0,002), kognitiven Problemen (p = 0,016) und Blasenproblemen (p = 0,02) als die Patientinnen der nicht-endokrinen Therapiegruppe.

Ein nicht unerheblicher Teil von Patientinnen mit Mammakarzinom, die eine adjuvante endokrine Therapie durchführen, erlebe teils schwerwiegende und belastende Nebenwirkungen dieser Behandlung, so die Zusammenfassung der Studienautoren. In der medizinischen Betreuung müsse den Betroffenen genügend Gehör verschafft werden, um die Situation für sie zu verbessern.

Quelle:
Ganz, P. A. et al.: Impact of Adjuvant Endocrine Therapy on Quality of Life and Symptoms: Observational Data Over 12 Months From the Mind-Body Study. Journal of Clinical Oncology, Onlinevorabveröffentlichung am 19. Januar 2016, doi: 10.1200/JCO.2015.64.3866

(kvk)

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