krebsgesellschaft.de, 29.01.2015

Nachricht

Muskelinvasives Urothelzellkarzinom der Harnblase

Nach radikaler Zystektomie und bilateraler Lymphadenektomie bei muskelinvasivem Urothelzellkarzinom der Harnblase bringt es offenbar für die Mehrheit der Patienten keinen Vorteil für das Gesamtüberleben, wenn die Chemotherapie ohne zeitliche Verzögerung unmittelbar im Anschluss an die Operation durchgeführt wird. Zu diesem Schluss kommt eine Studie in der Fachzeitschrift The Lancet of Oncology.

Die Prognose beim muskelinvasiven Urothelzellkarzinom der Harnblase nach Zystektomie ist ungünstig. In der randomisierten Open-Label-Phase-III-Studie wurden Patienten mit pT3-pT4-Tumor und positivem Lymphknotenbefund ohne Fernmetastasen nach radikaler Zystektomie und bilateraler Lymphadenektomie einer Chemotherapie zugeführt. Innerhalb von 90 Tagen nach der Zystektomie wurden die Studienteilnehmer auf entweder sofortige adjuvante Chemotherapie mit vier Zyklen Gemcitabin plus Cisplatin, Hoch-Dosis-Methotrexat, Vinblastin, Doxorubicin und Cisplatin (n = 141) oder sechs Zyklen verzögerte Chemotherapie beim Rezidiv (n = 143) randomisiert. Die Rekrutierung wurde nach 284 von ursprünglich 660 geplanten Patienten geschlossen.

Nach einem medianen Follow-up von sieben Jahren (IQR 5,2-8,7) waren 66 (47%) der Patienten mit sofortiger Chemotherapie und 82 (57%) der Patienten mit verzögerter Chemotherapie verstorben. Signifikante Unterschiede im Gesamtüberleben gab es zwischen den beiden Gruppen nicht (adjusted HR 0,78; 95% CI 0,56-1,08; p = 0,13). Jedoch ging die sofortige Therapie mit einer signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (HR 0,54; 95% CI 0,4-0,73; p < 0,0001) einher, mit einem Fünf-Jahres-progressionsfreien Überleben von 47,6% (95% CI 38,8-55,9) bei sofortiger Chemotherapie und 31,8% (24,2-39,6) bei verzögerter Chemotherapie. 

Grad 3–4 Myelodepression wurde bei 33 (26%) von 128 Patienten mit sofortiger Chemotherapie und 24 (35%) von 68 Patienten mit verzögerter Chemotherapie beobachtet, Neutropenie trat bei 49 (38%) vs. 36 (53%) Patienten auf, Thrombozytopenie bei 36 (28%) vs. 26 (38%). Zwei Patienten starben an den Folgen der Therapie, einer aus jeder Gruppe.

In der Studie konnte bei Patienten mit muskelinvasivem Urothelzellkarzinom der Harnblase keine signifikante Verbesserung des Gesamtüberlebens bei sofortiger gegenüber verzögerter Chemotherapie nach radikaler Zystektomie und bilateraler Lymphadenektomie beobachtet werden. Es sei jedoch, so die Studienautoren, nicht auszuschließen, dass einige Patientengruppen von einer sofortigen Chemotherapie doch profitieren könnten. Hierzu müssten sich weitere Untersuchungen anschließen.

 

Quelle:
Sternberg, C. N. et al.: Immediate versus deferred chemotherapy after radical cystectomy in patients with pT3–pT4 or N+ M0 urothelial carcinoma of the bladder (EORTC 30994): an intergroup, open-label, randomised phase 3 trial. The Lancet of Oncology 2015, 16(1):76-86

 

(kvk)