krebsgesellschaft.de, 12.12.2011

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Meningeom im Kindes- und Jugendalter

Eine neue Studie in The Lancet Oncology beschäftigte sich mit epidemiologischen, prognostischen und therapeutischen Faktoren des Meningeoms bei Kindern und Jugendlichen. Das Ausmaß der initialen operativen Resektion kristallisierte sich als stärkster unabhängiger prognostischer Faktor heraus.

Die Studienautoren stützten sich auf Daten aus Studie, die sie über PubMed, Medline und Embase identifizierten. Außerdem erhielten sie auf direkte Anfrage bei den Versuchsleitern Daten von weiteren 30 Studien. Von insgesamt 677 Kindern und Jugendlichen, die an einem Meningeom erkrankt waren, kamen 518 für eine Analyse zum rückfallfreien Überleben und 547 für eine Analyse zum Gesamtüberleben in Frage. Patienten, bei denen initial eine großzügige vollständige operative Resektion stattfand, hatten ein besseres rückfallfreies Überleben (hazard ratio 0,16; 95% CI 0,1-0,25; p < 0,0001) und ein besseres Gesamtüberleben (0,21; 0,11-0,39; p < 0,0001) als Patienten mit subtotaler Resektion. Für Upfront-Radiotherapie zeigte sich kein signifikanter Vorteil beim rückfallfreien Überleben (0,59; 0,30-1,16; p = 0,128) oder Gesamtüberleben (1,10; 0,53-2,28; p = 0,791).

Patienten mit Neurofibromatose Typ 2 hatten ein schlechteres rückfallfreies Überleben als Patienten ohne Neurofibromatose (2,36; 1,23-4,51; p = 0,010). Beim Gesamtüberleben gab es hier einen Wechsel über die Zeit: Initial war das Gesamtüberleben bei Patienten mit Neurofibromatose Typ 2 besser als bei Patienten ohne diese Erkrankung, nach zehn Jahren hingegen war es umgekehrt (signifikanter Wechsel: 1,45; 1,09-1,92; p = 0,011). Patienten mit WHO-Grad III-Tumoren hatten ein schlechteres rückfallfreies Überleben als jene mit WHO-Grad I-Tumoren (3,90; 2,10-7,26; p < 0,0001) und WHO-Grad II-Tumoren (2,49; 1,11-5,56; p = 0,027).

Da sich das Ausmaß der initialen operativen Resektion als stärkster unabhängiger Einflussfaktor auf die Prognose erwiesen habe, müsse ein aggressives chirurgisches Management mit dem Ziel einer großzügigen totalen Resektion die Therapie der Wahl beim Meningeom im Kindes- und Jugendalter sein, so die Schlussfolgerung der Studienautoren. Bei zunächst nur subtotaler Resektion sei eine Wiederholungsoperation zu empfehlen. Darüber hinaus sei bei Patienten mit subtotaler Resektion oder WHO-Grad III-Tumor eine enge Nachsorge nötig. Bei Patienten ohne Neurofibromatose sollte diese Nachsorge über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren gewährt werden. Bei Patienten mit Neurofibromatose Typ 2 sei eine lebenslange Nachsorge in Betracht zu ziehen.
 

Quelle:
Kotecha, R. S. et al.: Meningiomas in children and adolescents: a meta-analysis of individual patient data. The Lancet Oncology, Onlinevorabveröffentlichung am 16. November 2011, doi:10.1016/S1470-2045(11)70275-3

 (ks)