krebsgesellschaft.de, 12.09.2011

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Lokalisiertes Prostatakarzinom

Die langfristigen Nebenwirkungen der radikalen Prostatektomie infolge eines lokalisierten Prostatakarzinoms, aber auch die Folgen des fortschreitenden Tumorleidens bei einer abwartenden watchful waiting-Strategie stellen für die Patienten eine erhebliche Belastung dar. Das zeigen die Ergebnisse der Scandinavian Prostate Cancer Group Study Number 4 (SPCG-4) nach einem medianen Follow up von mehr als 12 Jahren, die in The Lancet Oncology veröffentlicht wurden.

In die Analyse wurden die Daten von 400 Patienten einbezogen, die sich zwischen 1989 und 1999 einer radikalen Prostatektomie (n = 208) oder abwartenden watchful waiting-Strategie (n = 192) unterzogen. In einer bevölkerungsbasierten Kontrollgruppe wurden die Daten von 281 Männern berücksichtigt, die gleichen Alters waren und aus der jeweils selben Region wie die Patienten stammten.

88% der Personen aus der Gruppe der radikalen Prostatektomie, 87% aus der watchful waiting-Gruppe und 76% aus der Kontrollgruppe antworteten auf die Befragung. Das mediane Follow up betrug 12,2 Jahre (range 7-17), das mediane Alter der Patienten lag bei 77 Jahren (range 61-88). Als hoch bewerteten 35% der Patienten aus der Gruppe der radikalen Prostatektomie ihre Lebensqualität, 34% aus der watchful waiting-Gruppe und 45% aus der Kontrollgruppe. Ängste und Sorgen traten bei jeweils 43% der radikalen Prostatektomie-Gruppe und watchful waiting-Gruppe auf, hingegen nur bei 33% der Kontrollgruppe (relatives Risiko 1,42; 95% CI 1,07-1,88).

Die Prävalenz der erektilen Dysfunktion betrug nach radikaler Prostatektomie 84%, bei watchful waiting 80% und in der Kontrollgruppe 46%, die Prävalenz von unwillkürlichem Harnabgang lag bei 41%, 11% und 3%. Für die Patienten der radikalen Prostatektomie-Gruppe waren diese Symptome stärker mit subjektivem Leiden behaftet als für die Patienten der watchful waiting-Gruppe.

Unerwünschte Begleiterscheinungen und Folgen der Therapie bzw. des Tumorleidens seien in der SPCG-4-Population häufig, so die Zusammenfassung der Studienautoren. Sexuelle Störungen stellten für die Betroffenen eine starke psychische Belastung dar.


Quelle:
Johansson, E. et al.: Long-term quality-of-life outcomes after radical prostatectomy or watchful waiting: the Scandinavian Prostate Cancer Group-4 randomised trial. The Lancet Oncology, Onlinevorabveröffentlichung am 8. August 2011, 2011doi:10.1016/S1470-2045(11)70162-0

(ks)