krebsgesellschaft.de, 12.01.2012

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Kognitive Defizite nach hämatologischer Stammzelltransplantation

Krebspatienten, die sich einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation unterziehen, haben Untersuchungen zufolge ein erhöhtes Risiko für kognitive Defizite. Die kumulativen Effekte klinischer Risikofaktoren für kognitive Störungen wurden in diesem Kontext bislang wenig beleuchtet. Eine neue Studie in der Fachzeitschrift Cancer widmete sich dem Thema.

278 Patienten, bei denen wegen einer hämatologischen Krebserkrankung eine Stammzelltransplantation durchgeführt wurde, wurden vor der Therapie sowie sechs und zwölf Monate danach neuropsychologisch untersucht. Das kumulative klinische Risiko wurde anhand folgender Faktoren kalkuliert: neuropsychologische Risikofaktoren, die vor der Stammzelltransplantation wirken (z.B. Bestrahlung des Schädels, intrathekale Chemotherapie), Stammzelltransplantations-bedingte Risikofaktoren (z.B. allogene Transplantation, nicht verwandter Spender) sowie Komplikationen, die nach der Transplantation auftreten (z.B. Schwere von Mukositis und Enteritis, Graft-versus-host-Reaktion).

Patienten mit einem größeren kumulativen klinischen Risiko wiesen in den neuropsychologischen Tests vor und sechs Monate nach der Stammzelltransplantation schlechtere Werte auf als Patienten mit einem geringeren kumulativen Risiko (p < 0,05). Auch war die Erholung neuropsychologischer Defizite über die Zeit geringer (p < 0,05). Ein größeres kumulatives klinisches Risiko ging vor und sechs Monate nach der Stammzelltransplantation mit einer schlechteren Leistung bei Aufgaben mit exekutiver Funktion sowie sechs und zwölf Monate nach der Transplantation mit schlechteren Gedächtnisleistungen einher (alle p < 0,05). Unter den Risikovariablen war die Länge des Klinikaufenthaltes der einzige signifikante Prädiktor für neuropsychologische Funktionen (p < 0,05).

Klinische Risikofaktoren gingen bei Patienten mit einer hämatologischen Stammzelltransplantation vermutlich mit einem kumulativen Effekt auf kognitive Funktionen einher, so die Zusammenfassung der Studienautoren. Patienten, bei denen viele Komplikationen im Therapieverlauf eintreten, sollten hinsichtlich möglicher kognitiver Defizite wiederholt besonders gründlich untersucht werden.


Quelle:
Jim, H. S. L. et al.: Clinical predictors of cognitive function in adults treated with hematopoietic cell transplantation. Cancer, Onlinevorabveröffentlichung am 2. Dezember 2011, DOI: 10.1002/cncr.26645

(ks)