krebsgesellschaft.de, 28.01.2013

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Keimzelltumor des Hodens

Selbst im metastasierten Stadium können bei Keimzelltumoren des Hodens mithilfe Cisplatin-basierter Kombinationschemotherapien (CDCT, z.B. Cisplatin/Etoposid/Bleomycin, PEB) hohe Heilungsraten erzielt werden. Nur bei 20-30 Prozent der Patienten mit metastasierter Erkrankung kommt es zum Rezidiv. Eine Hochdosis-Chemotherapie (HDCT) mit nachfolgender autologer Stammzelltransplantation kann bei Patienten mit rezidiviertem Keimzelltumor nach CDCT zu lang anhaltenden Remissionen führen. Das belegen die Ergebnisse einer Studie in der Fachzeitschrift Der Onkologe.

In der Studie wurden 211 Patienten mit refraktärem (Progress unter oder innerhalb von vier Wochen nach cisplatinhaltiger Kombinationschemotherapie) oder rezidiviertem Keimzelltumor auf entweder die Therapiearme A und B randomisiert: Therapiearm A (sequenzielle Therapie): ein Zyklus PEI­Schema (Cisplatin 20 mg/m2, Etoposid 75 mg/m2 und Ifosphamid 1,2 g/m2 über 5 Tage), gefolgt von 3 Zyklen Hochdosis-Chemotherapie CE (Carboplatin 1500 mg/m2 und Etoposid 1500 mg/m2 verteilt über 3 Tage) mit autologer Stammzelltransplantation im Abstand von 21 Tagen; Therapiearm B: 3 Zyklen PEI alle 21 Tage, gefolgt von einer Hochdosis-Chemotherapie CEC (Carboplatin 2200 mg/ m2, Etoposid 1800 mg/m2 und Cyclophosphamid 6,4 g/m2 kumulativ über 4 Tage) mit autologer Stammzelltransplantation. Weil es im Therapiearm B zu einer signifikant erhöhten Rate der therapieassoziierten Mortalität kam, wurde die Studie vorzeitig abgebrochen, sodass die ursprünglich anvisierte Zahl von 230 Patienten nicht erreicht wurde. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug siebeneinhalb Jahre.

Nach fünf Jahren gab es keinen signifikanten Unterschied im progressionsfreien Überleben zwischen beiden Gruppen (Arm A vs. Arm B: 47% vs. 45%, p = 0,454). Ein grenzwertig signifikanter Vorteil ergab sich im Gesamtüberleben für die sequenzielle Therapie (Arm A vs. Arm B: 49% vs. 39%, p = 0,057), wobei dieser Unterschied nach Ansicht der Studienautoren in erster Linie auf die erhöhte therapieassoziierte Mortalität im Arm B zurückzuführen sei (therapieassoziierte Todesfälle Arm A vs. Arm B: 4% vs. 16%, p < 0,01). In den Therapiearmen wurde eine vergleichbare Rate an Residualtumorresektionen (RTR) nach Erreichen einer partiellen Remission möglich (Arm A 36%, Arm B 35%).

Sowohl die sequenzielle als auch die einmalige Hochdosis-Chemotherapie (HDCT) mit nachfolgender autologer Stammzelltransplantation ermöglichten beim rezidivierten Keimzelltumor eine lang anhaltende Remission, so die Interpretation der Studienautoren. In puncto therapiebedingter Mortalität sei die sequenzielle HDCT der einmaligen ultrahochdosierten Therapie überlegen. Es zeige sich, dass selbst bei wiederholtem Rezidiv ein kurativer Ansatz möglich sei. Weitere Studien müssten zur Verifizierung durchgeführt werden.


Quelle:
Berger, L. A. & Oechsle, K.: Rezidivierte  oder refraktä̈re  Keimzelltumoren. Welche Rolle spielt die  Hochdosischemotherapie mit autologer Stammzelltransplantation? Der Onkologe 2012, 18(11):1031-1034

(kvk)