krebsgesellschaft.de, 07.04.2016

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Kardioprotektion bei Anthrazyklintherapie versus Risiko für Zweitmalignom

Bei Erwachsenen kann die Anwendung von Dexrazoxan die Kardiotoxizität von Anthrazyklinen reduzieren. Nun wurde in einem systematischen Review untersucht, ob dieser Vorteil auch bei Kindern genutzt werden könnte, wobei die Gefahr zweiter Malignome als möglicher Nachteil im Fokus stand. Der Bericht erschien im Journal of the National Cancer Institute.

Die Analyse stützte sich auf die Daten aus elf Publikationen mit den Resultaten aus fünf randomisierten klinischen Studien (1.254 Patienten) und 15 Publikationen mit den Ergebnissen aus zwölf nicht-randomisierten Studien (3.385 Patienten). In den randomisierten Studien war kein Einfluss von Dexrazoxan auf die klinische Kardiotoxizität festzustellen, weil die Rate kardiotoxischer Events gering war (drei Ereignisse unter allen Patienten). Jedoch war Dexrazoxan mit einer Senkung der subklinischen Kardiotoxizität verbunden. In den nicht-randomisierten Studien war Dexrazoxan mit einer Senkung der klinischen Kardiotoxizität (relatives Risiko RR = 0,29; p = 0,001) und klinischen+subklinischen Kardiotoxizität (RR = 0,43; p < 0,001) assoziiert. 

In den randomisierten Studien erkrankten 17 von 635 (2,7%) Patienten, die mit Dexrazoxan behandelt worden waren, an einer zweiten Malignomerkrankung – verglichen mit 7 von 619 (1,1%), die kein Dexrazoxan erhalten hatten (RR = 2,37; p = 0,06). In zwei Studien, in denen gleichzeitig Etoposid angewendet wurde, stieg das Risiko für akute myeloische Leukämie. In einer Studie, in der Schädelbestrahlung zum Einsatz kam, stieg das Risiko für Hirntumoren. Das eventfreie Überleben unterschied sich nicht (p = 0,91). 

Dexrazoxan sei auch bei Kindern mit einer statistisch signifikanten Senkung des Risikos für die meisten kardiotoxischen Ereignisse assoziiert, so die Zusammenfassung der Studienautoren. Gleichzeitig bestehe eine Assoziation mit einem Borderline-Anstieg für eine zweite Malignomerkrankung – vermutlich aufgrund von Interaktionen mit anderen Krebstherapien. Die Entscheidung, Dexrazoxan bei Kindern, die mit Anthrazyklinen behandelt werden müssen, zum Schutz des Herzens einzusetzen, müsse im Einzelfall gründlich abgewogen werden.

Quelle:
Shaikh, F. et al.: Cardioprotection and Second Malignant Neoplasms Associated With Dexrazoxane in Children Receiving Anthracycline Chemotherapy: A Systematic Review and Meta-Analysis. Journal of the National Cancer Institute 2016, 108(4):djv357; doi: 10.1093/jnci/djv357

(kvk)