krebsgesellschaft.de, 01.06.2015

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Genanalyse bei Tumoren unbekannter Herkunft

Bei Karzinomen unbekannter Herkunft (CUP) die Primärlokalisation zu bestimmen, ist für die Prognose oftmals bedeutungslos. Jedoch kann es sich lohnen, das Genprofil der Tumoren zu untersuchen. Anhand der dabei zutage tretenden genetischen Alterationen können womöglich wirksame zielgerichtete Therapien ausgewählt werden. Das ergab eine Studie in der Fachzeitschrift JAMA Oncology.

Untersucht wurden die Proben von 200 Tumoren unbekannter Herkunft. Davon erwiesen sich 125 als Adenokarzinome (ACUPs) und 75 als Karzinome ohne Merkmale von Adenokarzinomen (non-ACUPs). Bei 192 (96%) der Tumoren fand sich mindestens eine genetische Alteration, der Durchschnitt lag bei 4,2 Alterationen pro Tumor. Die häufigsten genetischen Alterationen betrafen TP53 (110 [55%]), KRAS (40 [20%]), CDKN2A (37 [19%]), MYC (23 [12%]), ARID1A (21 [11%]), MCL1 (19 [10%]), PIK3CA (17 [9%]), ERBB2 (16 [8%]), PTEN (14 [7%]), EGFR (12 [6%]), SMAD4 (13 [7%]), STK11 (13 [7%]), SMARCA4 (12 [6%]), RB1 (12 [6%]), RICTOR (12 [6%]), MLL2 (12 [6%]), BRAF (11 [6%]) und BRCA2 (11 [6%]). Bei 169 von 200 Tumoren wurde mindestens eine genetische Alteration entdeckt, für die eine zielgerichtete Therapie existiert.

Mutationen oder Amplifikationen von ERBB2 waren in ACUPs häufiger (13 [10%]) als in non-ACUPs (3 [4%]). Auch Alterationen von EGFR (10 [8%] vs. 2 [3%]) und BRAF (8 [6%] vs. 3 [4%]) waren in ACUPs häufiger als in non-ACUPs. Klinisch relevante Alterationen im Rezeptor Tyrosinkinase (RTK)Ras Signalweg, inklusive Alterationen in ALK, ARAF, BRAF, EGFR, FGFR1, FGFR2, KIT, KRAS, MAP2K1, MET, NF1, NF2, NRAS, RAF1, RET und ROS1 fanden sich bei 90 (72%) ACUPs, jedoch nur bei 29 (39%) non-ACUPs (p < 0,001).

In der Studie, so die Autoren zusammenfassend, wiesen nahezu alle Tumoren unbekannter Herkunft mindestens eine klinisch relevante genetische Alteration auf, anhand derer die Therapie des jeweils betroffenen Patienten personalisiert werden könne. Der RTK/Ras/mitogen-activated protein kinase (MAPK) Signalweg, in den inzwischen mithilfe von Medikamenten gut eingegriffen werden könne, war bei Adenokarzinomen deutlich häufiger betroffen als bei Nicht-Adenokarzinomen. Angesichts der spärlichen Effizienz herkömmlicher Therapien und der dadurch bedingt schlechten Prognose bei Tumoren unbekannter Herkunft könne sich die Situation der Betroffenen durch eine Analyse genetischer Alterationen und die Ableitung zielgerichteter Therapien womöglich deutlich verbessern.

Quelle:
Ross, J. S. et al.: Comprehensive Genomic Profiling of Carcinoma of Unknown Primary Site: New Routes to Targeted Therapies Open Access. JAMA Oncology 2015,1(1):40-49

(kvk)