krebsgesellschaft.de, 21.07.2011

Risiko für maligne Progression offenbar geringer als bislang angenommen

Barrett-Ösophagus

Der Barrett-Ösophagus ist eine prämaligne Läsion, die zur Entwicklung eines ösophagealen Adenokarzinoms prädisponiert. Einer neuen Studie im Journal of the National Cancer Institute zufolge könnte das Risiko der Karzinomentstehung jedoch deutlich geringer sein als bislang angenommen wurde. Bestätigte sich dieser Befund, sollten die derzeit empfohlenen Screening-Empfehlungen für Patienten mit Barrett-Ösophagus nach Einschätzung der Studienautoren womöglich neu überdacht werden.

In der Untersuchung verfolgten die Autoren um S. Bhat den Krankheitsverlauf bei 8.522 Patienten mit Barrett-Ösophagus. Nach einem medianen Follow-up von sieben Jahren war bei 79 Patienten ein Ösophaguskarzinom diagnostiziert worden, bei 16 weiteren ein Kardia-Karzinom und bei 36 eine hochgradige Dysplasie. Die kombinierte Inzidenz für Ösophaguskarzinom, Kardia-Karzinom und hochgradige Dysplasie betrug 0,22% pro Jahr (95% confidence interval, CI = 0,19-0,26). Eine spezialisierte intestinale Metaplasie (SIM) fand sich bei 46 Prozent der Patienten. Bei ihnen betrug die kombinierte Inzidenz 0,38% pro Jahr (95% CI = 0,31-0,46).

Das Risiko für ein Karzinom war erhöht bei Patienten mit SIM verglichen mit Patienten ohne SIM (0,38% pro Jahr vs. 0,07% pro Jahr; hazard ratio (HR) = 3,53; 95% CI = 2,09-6,00; p < 0,001), Männern verglichen mit Frauen (0,28% pro Jahr vs. 0,13% pro Jahr; hazard ratio (HR) = 2,11; 95% CI = 1,41-3,16; p < 0,001) und Patienten mit niedriggradiger Dysplasie verglichen mit Patienten ohne Dysplasie (1,40% pro Jahr vs. 0,17% pro Jahr; hazard ratio (HR) = 5,67; 95% CI = 3,77-8,53; p < 0,001).

Frühere Studien hatten nach Angaben der Autoren über Inzidenzen von 0,58 bis 3% pro Jahr berichtet. In der aktuellen Untersuchung sei das Karzinomrisiko bei Barrett-Ösophagus damit deutlich geringer ausgefallen. Die derzeitigen Screening-Empfehlungen für Patienten mit Barrett-Ösophagus seien demnach womöglich nicht zeit- und kosteneffektiv.


Quelle:
Bhat, S. et al.: Risk of Malignant Progression in Barrett's Esophagus Patients: Results from a Large Population-Based Study. Journal of the National Cancer Institute, Onlinevorabveröffentlichung am 16. Juni 2011, doi: 10.1093/jnci/djr203
http://jnci.oxfordjournals.org/content/early/2011/06/16/jnci.djr203.abstract

(ks)