krebsgesellschaft.de, 25.02.2016

Nachricht

Angiogenesehemmung beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom

Beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom kann der oral verfügbare Triple-Angiokinase-Inhibitor von VEGF-Rezeptor, platelet-derived Wachstumsfaktor-Rezeptor und Fibroblasten-Wachstumsfaktor-Rezeptor Nintedanib ergänzend zur Standard-Chemotherapie mit Carboplatin und Paclitaxel Überlebensvorteile verschaffen. Das geht aus den Ergebnissen einer Studie in der Fachzeitschrift The Lancet Oncology hervor.

An der doppelt-verblindeten Phase III-Studie nahmen 1.366 Chemotherapie-naive Patientinnen mit Alter von 18 Jahren oder älter teil, die an einem Ovarialkarzinom im Stadium IIB-IV erkrankt und operiert worden waren. Sie wurden auf sechs Zyklen Carboplatin (AUC 5 mg/mL pro min oder 6 mg/mL pro min) und Paclitaxel (175 mg/m2) mit entweder Nintedanib (200 mg; n = 911) oder Placebo (n = 455) zweimal täglich an den Tagen 2-21 eines jeden dreiwöchigen Zyklus bis zu 120 Wochen randomisiert.

486 (53%) Patientinnen der Nintedanibgruppe und 266 (58%) Patientinnen der Placebogruppe erlebten einen Krankheitsprogress oder starben. Das mediane progressionsfreie Überleben war in der Nintedanibgruppe signifikant länger als in der Placebogruppe (17,2 Monate [95% CI 16,6-19,9] vs. 16,6 Monate [13,9-19,1]; hazard ratio 0,84 [95% CI 0,72-0,98]; p = 0,024).

Die häufigsten Nebenwirkungen waren gastrointestinaler (Diarrhoe: Nintedanibgruppe 191 [21%] von 902 Grad 3 sowie drei [<1%] Grad 4 vs. Placebogruppe neun [2%] von 450 Grad 3) und hämatologischer Natur (Neutropenie: Nintedanibgruppe 180 [20%] Grad 3 und 200 (22%) Grad 4 vs. Placebogruppe 90 [20%] Grad 3 und 72 [16%] Grad 4; Thrombozytopenie: 105 [12%] und 55 [6%] vs. 21 [5%] und acht [2%]; Anämie: 108 [12%] und 13 [1%] vs. 26 [6%] und fünf [1%]). Schwere Nebenwirkungen traten bei 376 (42%) von 902 Patientinnen der Nintedanibgruppe und 155 (34%) Patientinnen der Placebogruppe auf. Bei 29 (3%) von 902 Patientinnen der Nintedanibgruppe führten Komplikationen zum Tode, in der Placebogruppe war dies bei 16 (4%) von 450 der Fall – darunter waren 12 (1%) in der Nintedanibgruppe und sechs (1%) in der Placebogruppe, bei denen der Krankheitsprogress vom Untersucher als Komplikation gezählt worden war. Therapiebedingte Todesfälle gab es in der Nintedanibgruppe drei (einer ohne Untersuchung der Ursache; einer durch nicht-therapiebedingte Sepsis, die jedoch mit therapiebedingter Diarrhoe und Nierenversagen in Verbindung stand; einer aufgrund einer Peritonitis), in der Placebogruppe einen (Ursache unbekannt).

Die Kombination von Nintedanib mit Carboplatin und Paclitaxel ist eine aktive Erstlinientherapie, die das progressionsfreie Überleben beim fortgeschrittenen Ovarialkarzinom verbessert, so die Zusammenfassung der Studienautoren. Allerdings gehe sie mit einer Häufung vor allem gastrointestinaler Nebenwirkungen einher. Künftige Studien müssten sich der Selektion geeigneter Patientinnen und der Verbesserung der Verträglichkeit der Behandlung widmen.

Quelle:
du Bois, A. et al.: Standard first-line chemotherapy with or without nintedanib for advanced ovarian cancer (AGO-OVAR 12): a randomised, double-blind, placebo-controlled phase 3 trial. Lancet Oncology, Onlinevorabveröffentlichung 15. November 2015, DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S1470-2045(15)00366-6

(kvk)