krebsgesellschaft.de, 04.05.2015

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Androgendeprivation bei Prostatakarzinom

Das Optimum bei der Dauer der Androgendeprivationstherapie, die beim Prostatakarzinom in Kombination mit Hochdosis-Radiotherapie angewandt wird, ist bislang noch unklar. Neue Studienergebnisse in der Fachzeitschrift The Lancet Oncology deuten daraufhin, dass eine länger anhaltende Hormonentzugstherapie günstiger sein könnte.

An der multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Open-Label-Phase-III-Studie nahmen Patienten mit Prostata-Adenokarzinom im klinischen Stadium T1c-T3b N0M0 mit intermediärem oder hohem Risiko entsprechend der 2005 National Comprehensive Cancer Network Kriterien aus zehn Universitätskliniken in Spanien teil. Die Patienten wurden auf entweder vier Monate Androgendeprivation kombiniert mit Radiotherapie (Minimumdosis 76 Gy, range 76-82 Gy) (Kurzzeit-Androgendeprivationsgruppe, n = 178) oder dieselbe Therapie gefolgt von 24 weiteren Monaten adjuvanter Androgendeprivation (Langzeit-Androgendeprivationsgruppe, n = 177) randomisiert. Bei der Randomisierung wurden die Risikogruppe (intermediäres vs. hohes Risiko) und die teilnehmenden Zentren berücksichtigt. Die Patienten in der Kurzzeit-Androgendeprivationsgruppe erhielten vier Monate neoadjuvante und begleitende Androgendeprivation mit Goserelin s.c. (zwei Monate vor und zwei Monate gleichzeitig mit Hochdosis-Radiotherapie). Die Antiandrogentherapie (Flutamid 750 mg pro Tag oder Bicalutamid 50 mg pro Tag) wurde während der ersten beiden Therapiemonate hinzugefügt. Die Patienten in der Langzeitandrogendeprivationsgruppe setzten die Behandlung mit Goserelin alle drei Monate über die folgenden 24 Monate fort. Primärer Endpunkt war das biochemische krankheitsfreie Überleben.

Nach einem medianen Follow-up von 63 Monaten (IQR 50-82) war das biochemische Fünf-Jahres-krankheitsfreie Überleben unter den Patienten der Langzeitandrogendeprivationsgruppe signifikant länger als unter den Kurzzeitpatienten (90% [95% CI 87–92] vs. 81% [78–85]; hazard ratio [HR] 1,88 [95% CI 1,12–3,15]; p = 0,01). Auch das Fünf-Jahres-Gesamtüberleben (95% [95% CI 93-97] vs. 86% [83–89]; HR 2,48 [95% CI 1,31-4,68]; p = 0,009) und das Fünf-Jahres-metastasenfreie-Überleben (94% [95% CI 92-96] vs. 83% [80–86]; HR 2,31 [95% CI 1,23-3,85]; p = 0,01) waren unter Langzeitandrogendeprivation signifikant besser. Die Effekte der Langzeitandrogendeprivation waren bei den Patienten mit Hochrisiko-Krankheit stärker ausgeprägt als bei den Patienten mit niedrigem Risiko. Nebenwirkungen Grad 3, die das Rektum betrafen, traten bei drei von 177 (2%) Patienten in der Langzeitandrogendeprivationsgruppe und zwei von 178 (1%) Patienten in der Kurzzeitandrogendeprivationsgruppe auf, Grad 3-4 Nebenwirkungen die Harnwege betreffend wurden bei jeweils fünf (3%) Patienten in beiden Gruppen beobachtet. Therapiebedingte Todesfälle wurden nicht berichtet.

Verglichen mit einer Kurzzeitandrogendeprivation verbessere eine adjuvante Androgendeprivationstherapie über zwei Jahre, die mit Hochdosis-Radiotherapie kombiniert wird, die biochemische Kontrolle und das Gesamtüberleben bei Patienten mit Prostatakarzinom, so die Studienautoren zusammenfassend. Offenbar profitierten vor allem Patienten mit Hochrisiko-Krankheit, wobei weitere Untersuchungen zum intermediären Risiko nötig seien. Eine erhöhte Rate später Strahlenschäden wurde durch die Verlängerung der Androgendeprivation nicht beobachtet.

 

Quelle:

Zapatero, A. et al.: High-dose radiotherapy with short-term or long-term androgen deprivation in localised prostate cancer (DART01/05 GICOR): a randomised, controlled, phase 3 trial. The Lancet Oncology, Onlinevorabveröffentlichung am 18. Februar 2015, DOI: http://dx.doi.org/10.1016/S1470-2045(15)70045-8

 

(kvk)