krebsgesellschaft.de, 24.03.2016

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Adjuvante Therapie mit Trastuzumab beim Mammakarzinom

In einer retrospektiven bevölkerungsbasierten Kohortenstudie wurden die Späteffekte der adjuvanten Therapie mit Trastuzumab und deren potenzielle Interaktion mit Anthrazyklinen bei Brustkrebs untersucht. Die Ergebnisse erschienen kürzlich im Journal of the National Cancer Institute.

Die Analysen beruhten auf den Daten von 19.074 Brustkrebspatientinnen, die ihre Diagnose zwischen 2003 und 2009 erhalten hatten und im Ontario-Krebsregister registriert worden waren. Patientinnen mit vorbestehender Herzerkrankung waren ausgeschlossen.

Alle 19.074 Patientinnen hatten eine adjuvante Chemotherapie erhalten, 3.371 (17,7%) auch eine adjuvante Therapie mit Trastuzumab. Anthrazykline kamen in 84,9% der Fälle zum Einsatz. Nach einem medianen Follow-up von 5,9 Jahren hatten Patientinnen, die mit Trastuzumab und Chemotherapie behandelt worden waren, häufiger eine Herzerkrankung entwickelt als Patientinnen, die nur Chemotherapie erhalten hatten (kumulative Fünf-Jahres-Inzidenz 5,2% vs. 2,5%; log-rank p < 0,001). Wenn mögliche Störfaktoren berücksichtigt wurden, blieb die adjuvante Therapie mit Trastuzumab in den ersten 1,5 Jahren unabhängig mit dem Eintreten von Herzerkrankungen assoziiert (HR = 5,77; 95% CI = 4,38-7,62; p < 0,001), jedoch nicht mehr danach (HR = 0,87; 95% CI = 0,57-1,33; p = 0,53). Die Anwendung von Anthrazyklinen steigerte das Risiko für Herzerkrankungen nicht zusätzlich – weder in den ersten 1,5 Jahren (pInteraktion = 0,92) noch danach (pInteraktion = 0,23).

Die adjuvante Therapie mit Trastuzumab steigert bei Frauen mit Mammakarzinom das Risiko für Herzereignisse. Allerdings, so die Studienautoren, beschränke sich dieser Effekt offenbar vor allem auf die Zeit der adjuvanten Therapie selbst. Deshalb seien nach Abschluss der adjuvanten Therapie keine verstärkten Kontrollen der Herzgesundheit mehr notwendig.

Quelle:
Goldhar, H. A. et al.: The Temporal Risk of Heart Failure Associated With Adjuvant Trastuzumab in Breast Cancer Patients: A Population Study. Journal of the National Cancer Institute 2016, 108(1):djv301; doi: 10.1093/jnci/djv301

(kvk)