krebsgesellschaft.de, 20.01.2016

ECC 2015

Watch-and-Wait-Strategie beim Rektumkarzinom

Die organerhaltende Behandlung von Rektumkarzinomen – lokale Resektion und/oder beobachtendes Abwarten („watch-and-wait“) – stellt für ausgewählte Patienten, die sehr gut auf eine neoadjuvante Therapie ansprechen, eine Alternative zur chirurgischen Standardbehandlung dar.

In zwei Untersuchungen der niederländischen Studiengruppe, die auf dem ECC 2105 vorgestellt wurden, wurden die Rahmenbedingungen dieser Behandlungsstrategie beleuchtet.

Anorektale Funktion nach „Watch-and-Wait“-Strategie

Der Erhalt der anorektalen Funktion steht im Vordergrund bei der organerhaltenden Behandlung, insbesondere des tiefsitzenden Rektumkarzinoms. Wie die anorektale Funktion durch die Radiochemotherapie beeinträchtigt wird und welche Auswirkungen dies auf die Lebensqualität hat, war Gegenstand einer Untersuchung an 21 Patienten, die nach einer Radiochemotherapie über mindestens 2 Jahre (44,6 Monate im Durchschnitt) einem standardisierten Nachsorgeprogramm unterzogen wurden. Dies beinhaltete Anorektale Funktionsuntersuchungen und Lebensqualitätserfassungen, die mit dosimetrische Daten für die verschiedenen Darmanteile (einschließlich der analen Sphinkter-Muskulatur) korreliert wurden. Besonders Patienten mit hoher Bestrahlungslast im Sphinkter-Bereich wiesen verringerte anorektale Funktionalität - und konsekutiv eine deutlich geringere Lebensqualität auf. Dieser negative Einfluss intensiver Sphinkter-Bestrahlungsdosen sollte, den Autoren zufolge, bei der Planung der Radiochemotherapie oder der sonstigen Optionen bei Patienten mit Rektumkarzinom mitbedacht werden.

MRT zur frühzeitigen Diagnose von Tumorrezidiven beim Rektumkarzinom

Die organerhaltende Behandlung von Rektumkarzinomen verzichtet auf die chirurgische Radikalität – und benötigt daher ein heruasragendes diagnostisches Follow-up, um möglichst frühzeitig erneutes Tumorwachstum aufzuspüren und dann definitiv behandeln zu können.

Die „konventionelle“ Kernspintomografie (MRT) ist dafür nicht optimal geeignet, da sie zwischen Behandlungseffekten (wie etwa Fibrose) und Tumorrezidiv oft nicht unterscheiden kann. Dem gegenüber scheint die Diffusions-gewichtete MRT (DWI) einen Vorteil zu bieten. 72 Patienten nach Radiochemotherapie und endoskopischer Chirurgie wurden in 3-monatigen Abständen (bzw. im weiteren Verlauf)  6-monatlich per Standard-MRT sowie DWI untersucht und von zwei unabhängigen Experten bewertet. Die kombinierte Auswertung der MRT und DWI erwies sich als die deutlich zuverlässigere Methode zur Diagnose eines erneuten Tumorwachstums. Den Autoren zu Folge stellt das kombinierte Vorgehen die für die Sicherheit der Patienten überlegene Option dar.

(uw)

Quellen:
Lambregts D et al. ECC 2015. MRI including diffusion-weighted imaging to diagnose a local tumor re-growth after organ preserving treatment for rectal cancer. Abstract No. 2000
Hupkens B et al. ECC 2015. Anorectal function after watch-and-wait-policy in rectal cancer patients. Abstract No. 2001

In Zusammenarbeit mit Prof. Dirk Arnold, Freiburg