krebsgesellschaft.de, 20.01.2016

DGU 2015

Studie zu frühen Nebenwirkungen bei Radioligandentherapie

Die peptidvermittelte Radioligandentherapie (PRLT) mittels 177Lu-DKFZ-61 ist eine neue zielgerichtete Therapieoption beim metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC). Beim DGU 2015 wurden erste klinische Ergebnisse zu frühen Nebenwirkungen vorgestellt.

Nach der Studie scheint die neue PRLT mittels 177Lu-DKFZ-61 sicher zu sein und innerhalb der ersten 8 Wochen ein günstiges Nebenwirkungsprofil zu haben. Die Therapie greift am prostataspezifischen Membranantigen (PSMA) an, das insbesondere bei Prostatakarzinomen höherer Aggressivität, bei Metastasierung und beim mCRPC auf den Tumorzellen stärker exprimiert sein soll. Da PSMA nach Bindung eines Liganden von der Zelle aufgenommen wird, ist es ein neuer Ansatz für eine systemische Radionuklidtherapie. Der PSMA-Ligand 177Lu-DKFZ-61, der mit dem therapeutischen Betastrahler Lutetium-177 markiert ist, stellt eine Weiterentwicklung dar, bei dem die Tumorakkumulation verbessert und zugleich die Aufnahme durch die Nieren verringert werden sollte.

In der vorliegenden Studie wurden bei 12 hormon- und/oder chemotherapierefraktären Prostatakarzinom-Patienten mit Fernmetastasen und Krankheitsprogression (medianes Alter: 75 Jahre, medianer PSA-Wert: 385 ng/ml) 17 PRLT vorgenommen. Die Studienärzte versuchten, die Speicheldrüsen während der Therapie mit Eispackungen zu schützen. 1-2 Wochen vor und 7 Wochen nach der Therapie untersuchten sie alle Patienten mittels 68Ga-PSMA-PET (Positronen-Emissions-Tomographie) / CT (Computertomographie), das sehr kleine Tumorherde durch Bindung einer mit 68Gallium radioaktiv markierten Substanz an PSMA in der PET sichtbar macht. Darüber hinaus fanden bei allen Patienten 1 Tag vor und 2 Tage nach der Therapie Untersuchungen des Blutbildes sowie der Nieren- und Leberfunktion statt, gefolgt von weiteren Tests alle 2 Wochen. Zudem wurden die Patienten jede Woche per Telefon zu Nebenwirkungen befragt.

Alle Patienten zeigten im 68Ga-PSMA-PET/CT Knochen- und Lymphknotenmetastasten, wobei 6 Patienten ebenfalls einen Residual- bzw. lokal rezidivierten Tumor hatten. Alle vom PET/CT detektierten Läsionen wiesen in Planar- und SPECT (Single Photon Emission Computed Tomography)/CT-Aufnahmen 2 Tage nach Applikation von 177Lu-DKFZ-61 eine hohe Konzentration des therapeutischen Liganden auf. Obwohl die Behandlung von allen Patienten gut und ohne signifikante Nebenwirkungen vertragen wurde, berichteten 2 Patienten nach der Applikation von leichter Übelkeit und erbrachen einmal am nächsten Tag. 2 Patienten hatten eine milde Mundtrockenheit, was sich jedoch nach 2 Wochen besserte. Eine hämatologische Toxizität > Grad 2 wurde innerhalb der ersten 8 Wochen nicht beobachtet. Keine signifikanten Nieren- und Leberfunktionsänderungen traten auf.

(pe)

In Zusammenarbeit mit Prof. Kurt Miller, Berlin

Quelle: Ahmadzadehfar H. et al. Early side effects of radio ligand therapy with 177-Lutetium-PSMA of metastatic castrate-resistant prostate cancer, 67. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V., 23.-26.09.2015, Hamburg, Germany, Abstract 541