krebsgesellschaft.de, 01.01.2012

SABCS 2011

TRYPHAENA: Neoadjuvante Therapie mit Pertuzumab und Trastuzumab kombiniert mit anthrazyklinhaltiger oder -freier Chemotherapie

Pertuzumab ist ein humanisierter, monoklonaler Antikörper, der ebenso wie Trastuzumab an den HER2-Rezeptor bindet. Pertuzumab verhindert dabei die Homo- und Heterodimerisierung des HER2-Rezeptors mit anderen Rezeptoren aus der HER-Familie und bedingt so eine zellvermittelte Zytotoxizität.

Komplementärer Wirkmechanismus führt zu verbesserter Wirksamkeit
Eine frühere Phase-II-Studie (NeoSphere) zur neoadjuvanten Therapie mit Pertuzumab in Kombination mit Trastuzumab und Docetaxel (THP) wies bei Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs deutlich mehr pathologische Komplettremissionen (pCR) nach. Bei gleichbleibender kardialer Toxizität hatte die Hinzunahme von Pertzumab (P) die pCR-Rate auf 45,8% erhöht, während die alleinige Therapie mit Herceptin (H) und Docetaxel (T) pCR-Raten von 29% aufwies [1].

Studiendesign der TRYPHAENA-Studie
Aufgrund dieser Daten erfolgte die Initialisierung der TRYPHAENA-Studie. Diese untersucht den neoadjuvanten Einsatz von Pertuzumab und Trastuzumab sequenziell oder gleichzeitig mit einer anthrazyklinhaltigen oder anthrazyklinfreien Chemotherapie. Anthrazykline gehören zur Standardtherapie von Brustkrebs und scheinen bei HER2- positivem Brustkrebs besonders wirksam zu sein [2].

225 Patientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs im Stadium II oder III wurden in drei Studienarme randomisiert. Die Probandinnen erhalten 6 Zyklen (q3w) des jeweiligen neoadjuvanten Therapieschemas:

• Arm A (n=75): simultane Gabe von FEC*x3 und HP**x3, danach THPx3
 *FEC: 5-FU 500mg/m², Epirubicin 100mg/m², Cyclophosphamid 600mg/m²
 **HP: Pertuzumab (initial 840mg, dann q3w 420mg/m²) und Trastuzumab (initial 8mg/kg, dann q3w 6mg/kg)
 Die Dosis von Docetaxel im THP-Schema wird bei guter Toleranz von 75mg/m² auf 100mg/m² erhöht.

• Arm B (n=75): sequenzielle Gabe von FECx3 und THPx3
Die Dosis von Docetaxel im THP-Schema wird bei guter Toleranz von 75mg/m² auf 100mg/m² erhöht.

• Arm C (n=75): simultane Gabe von Carboplatin AUC6 und THPx6
(anthrazyklinfreies Regime, keine Dosiseskalation von Docetaxel)

Nach der Operation wird in allen drei Studienarmen eine adjuvante Erhaltungstherapie mit Trastuzumab (q3w) für insgesamt 1 Jahr weitergeführt.

Sicherheit und Verträglichkeit auf dem Prüfstand
Primäre Endpunkte der Studie sind die Sicherheit und Verträglichkeit der verschiedenen neoadjuvanten Therapieregime. Dazu erfolgt unter anderem die Kontrolle der linksventrikulären Ejektionsfraktion während Zyklus 2, 4 und 6. Die Patientensicherheit obliegt während der gesamten Studie einer unabhängigen Data-Monitoring-Kommission.

Den sekundären Endpunkt bildet die Rate der pathologischen Komplettremissionen (pCR), definiert als Abwesenheit eines Tumorrests bei der Operation.

In keinem der Studienarme kam es bisher zu einer Anpassung der Therapie aufgrund von unerwünschten Ereignissen oder zu einem verstärkten Krankheitsprogress. Die zusätzliche Gabe von Pertuzumab war nicht mit einem erhöhten Risiko für kardiale Ereignisse bzw. einem Absinken der Ejektionsfraktion verbunden.

Quellen:

[1] Gianni L, et al.: Neoadjuvant Pertuzumab (P) and Trastuzumab (H) Antitumor und Safety Analysis of a Randomized Phase II Study (NeoSphere), SABCS 2010; Abstract # S3-2

[2] Schneeweiss A, et al.: Neoadjuvant Pertuzumab and Trastuzumab Concurrent or Sequential with an Anthracycline-Containing or Concurrent with an Anthracycline-Free Standard Regimen: A Randomized Phase II Study (TRYPHAENA), SABCS 2011; Abstract # S5-6

(mp)

In Zusammenarbeit mit PD Dr. med. Diana Lüftner, Berlin