krebsgesellschaft.de, 03.01.2012

SABCS 2011

Neoadjuvante Therapie: Responseadaptierte Chemotherapie mit Vorteilen

Einer aktuellen Auswertung der deutschen GeparTrio-Studie zufolge profitieren Frauen mit operablem oder lokal fortgeschrittenem Mammakarzinom von einer neoadjuvanten Chemotherapie, die an das Ansprechen nach zwei Zyklen TAC angepasst ist. So verlängern sechs zusätzliche Zyklen TAC bei Respondern und vier Zyklen NX (Vinorelbin, Capecitabine) bei Non-Respondern das krankheitsfreie Überleben. Die Daten stellten die Forscher auf dem SABCS 2011 vor.

In der GeparTrio-Studie wurde das Konzept der responseadaptierten neoadjuvanten Chemotherapie („interim response-adapted neoadjuvant chemotherapy“) vorgestellt. Dabei galten Patientinnen mit frühem Ansprechen nach zwei Zyklen Chemotherapie als hochchemosensitiv. Diese Patientinnen erhielten entweder sechs zusätzliche Chemotherapiezyklen (insgesamt Schema TACx8) oder die Standardtherapie (TACx6). Patientinnen ohne frühes Ansprechen wurden dagegen als weniger sensibel, zumindest für diese Chemotherapie eingestuft. Sie bekamen entweder eine nicht-kreuzresistente Chemotherapie (TACx2-NXx4) oder die Standardtherapie (TACx6). Die Zuteilung zu den Therapiegruppen erfolgte bei allen Patientinnen randomisiert [1-4].

In ersten Auswertungen zeigte sich, dass sich natürlich das pathologisch komplette Ansprechen (pCR) zwar zwischen Respondern und Non-Respondern unterschied, jedoch nicht zwischen den jeweiligen randomisierten Therapiearmen [1-3]. In der auf dem SABCS-Meeting 2011 vorgestellten Analyse lag der Fokus auf den sekundären Endpunkten krankheitsfreies Überleben (DFS) und Gesamtüberleben (OS) [4].

Experimentelle und Standardchemotherapie im Vergleich

Die Studie schloss 2.072 Patientinnen mit operablem oder lokal fortgeschrittenem Mammakarzinom ein. Sie erhielten zwei Zyklen TAC (Docetaxel, Doxorubicin, Cyclophosphamid) vor Analyse der Response. Sprachen die Frauen auf die Therapie an, erfolgten entweder weitere vier (TACx6, n=704) oder sechs (TACx8, n=686) TAC-Zyklen. Non-Responder wurden einer Behandlung mit ebenfalls vier weiteren Zyklen TAC (n=321) oder einer Therapie mit vier Zyklen Vinorelbin und Capecitabin (TACx2-NXx4, n=301) zugeteilt. Patientinnen mit HER2-positivem Mammakarzinom erhielten zum damaligen Zeitpunkt kein Trastuzumab. Nach der Operation erfolgte bei Frauen mit Östrogen- oder Progesteronrezeptor-positiven Tumoren (ER+ bzw. PgR+) eine Hormontherapie. Innerhalb des medianen Beobachtungszeitraums von 62 Monaten traten 480 Rezidive auf, und es starben 302 Probandinnen [4].

Neue Chemotherapien mit guten Ergebnissen

Die neuen bzw. experimentellen Chemotherapien (TACx8 und TACx2-NXx4) führten zu einem längeren krankheitsfreien Überleben (DFS) verglichen mit der Standardtherapie (TACx6). Die Hazard Ratio (HR) betrug 0,71 (95%-CI 0,60-0,86, p<0,001). Auch das Gesamtüberleben (OS) verbesserte sich (HR 0,79; 95%-CI 0,63-0,99, p=0,048) [4].

Dabei galten die Auswirkungen auf das DFS nur für Patientinnen mit Luminal-A- (p=0,003), Luminal-B-(HER2-negativ) (p=0,006) und Luminal-B-(HER2-postiven) Tumoren (p=0,04). Patientinnen mit HER2-positiven (nichtluminalen) (p=1,0) und triple-negativen Tumoren (p=0,5) profitierten dagegen nicht von den beiden experimentellen Therapieansätzen [4].

TACx8 bei Respondern und TACx2-NXx4 bei Non-Respondern mit Vorteilen

Insgesamt wiesen Responder ein signifikant längeres DFS als Non-Responder auf (HR 0,79; 95%-CI 0,62-0,97, p=0,026). Zudem zeigten sie auch einen Trend zum besseren OS (HR 0,76; 95%-CI 0,57-1,01, p=0,061). Das galt jedoch nur für Responder unter TACx8-Therapie, nicht für diejenigen unter TACx6 [4].

Die Behandlung mit TACx2-NXx4 führte bei Non-Respondern zu einem signifikant besseren DFS als die Standardtherapie mit TACx6 (HR 0,6; 95%-CI 0,43-0,82, p=0,001). Auf das OS traf dies nicht zu (HR 0,85; 95%-CI 0,57-1,27, p=0,4) [4].

Daneben ließ sich für Patientinnen mit pCR ein längeres DFS belegen, wenn sie triple-negative (p<0,0001), HER2-positive (nichtluminale) (p<0,0001) oder Luminal-B-(HER2-negative) Mammakarzinome (p=0,004) hatten. Es galt jedoch nicht für Frauen mit Luminal-A- (p=0,66) oder Luminal-B-(HER2-positiven) Tumoren (p=0,67) [4].

Besseres Überleben durch responseadaptierte Chemotherapie

Demnach ist eine an das Ansprechen angepasste neoadjuvante Chemotherapie mit einem besseren krankheitsfreien und Gesamtüberleben verbunden, wie die Autoren hervorheben. Somit biete diese Therapieoption einen einzigartigen Wissenszugewinn in der adjuvanten Behandlung. Besonders effektiv seien die untersuchten Strategien offenbar bei den Luminal-A- und -B-Tumoren. Diese Phänotypen werden gewöhnlich als weniger sensibel gegenüber einer Chemotherapie eingestuft, so die Autoren weiter. Eine pCR gilt dann nicht als prognostischer Marker, was erklären könnte, weshalb die beobachteten Überlebensvorteile nicht anhand der pCR vorhersagbar gewesen waren [4].

Quellen:

[1] von Minckwitz G, et al.: Neoadjuvant vinorelbine-capecitabine versus docetaxel-doxorubicin-cyclophosphamide in early nonresponsive breast cancer: phase III randomized GeparTrio trial. J Natl Cancer Inst 2008; 100: 542-552

[2] von Minckwitz G, et al.: Intensified neoadjuvant chemotherapy in early-responding breast cancer: phase III randomized GeparTrio study. J Natl Cancer Inst 2008; 100: 552-562

[3] Huober, J, et al.: Effect of neoadjuvant anthracycline-taxane-based chemotherapy in different biological breast cancer phenotypes: overall results from the GeparTrio study. Breast Cancer Res Treat 2010 Nov; 124: 133-140

[4] von Minckwitz G, et al.: Neoadjuvant Chemotherapy Adapted by Interim Response Improves Overall Survival of Primary Breast Cancer Patients – Results of the GeparTrio Trial. SABCS 2011; Abstract #S3-2

(aks)

In Zusammenarbeit mit PD Dr. med. Diana Lüftner, Berlin