krebsgesellschaft.de, 15.01.2012

SABCS 2011

Aspekte zur adjuvanten HER2-Therapie

Wenn auch der Fokus des SABCS 2011 eher auf der neoadjuvanten Therapie lag, gab es auch einige interessante Aspekte zur Adjuvanz.

Adjuvante Therapie bei Patienten mit Borderline-HER-2-Status
Prof. Di Leo präsentierte im Rahmen der Session „Controversies in Early Breast Cancer“ Fallstudien zur Anti-HER2-Therapie bei unsicherem HER2-Status. Bei der Beurteilung des HER2-Status ein und derselben Patientin kommt es mitunter in verschiedenen Laboren zu unterschiedlichen Ergebnissen. In der vorgestellten Studie ergaben sich bei 13% der Fälle Abweichungen. Insofern ist es von großem praktischem Interesse zu entscheiden, ob auch Tumoren mit Borderline-HER2-Status in der Adjuvanz mit zielgerichteten Substanzen gegen HER2 behandelt werden sollten. Die Analyse der Kasuistiken von Di Leo et al. deutete an, dass Patientinnen mit Borderline-HER-2-Status ebenso viel Nutzen von Trastuzumab hatten wie Frauen mit starker HER-2-Positivität [1]. Daher lohnt in der Praxis im Zweifelsfall eine zweite Statusbestimmung.

Verzögerte adjuvante Therapie mit Lapatinib beim HER2-positiven Mammakarzinom

Die internationale TEACH-Studie untersuchte die Fragestellung, ob Patientinnen mit einem HER2-positiven Tumor, die aufgrund der damals noch fehlenden Zulassung kein Trastuzumab erhalten hatten, von einer sekundären adjuvanten Lapatinib-Monotherapie profitieren. Mehr als 3.000 Frauen, die eine neo-adjuvante oder adjuvante Chemotherapie abgeschlossen hatten und seit der Primärdiagnose imMedian 2,7 Jahre krankheitsfrei waren, erhielten randomisiert entweder Lapatinib oder Plazebo. Die Therapie wurde maximal für 12 Monate oder bis zum Progress verabreicht.
Nach einem medianen Follow-up von 4 Jahren kam es bei 13% der Patientinnen im Lapatinib-Arm und bei 17% der Frauen im Plazebo-Arm zu Rezidiven (HR 0,83; p=0,053). Obwohl der DFS-Vorteil unter Lapatinib keine statistische Signifikanz in der ITT-Population erreichte, lohnt sich ein Blick auf die von Prof. Goss vorgestellten prospektiv geplanten Subgruppenanalysen. So konnten folgende Subgruppen identifiziert werden, in denen die Lapatinib-Therapie zu einer signifikanten Reduktion des Rezidivrisikos führte:
• Patientinnen mit hormonrezeptor-negativen Tumoren (HR 0,68; p=0,006),
• Frauen, die frühzeitig - weniger als 1 Jahr nach der Diagnose - Lapatinib erhielten (HR 0,70)
• Patientinnen mit Tumoren, die im Rahmen einer zentralen Testung (FISH-Test) HER2-positiv waren (HR 0,82; p=0,04).

Nebenwirkungen der Lapatinib-Therapie waren vor allem leichter Durchfall und Hautausschlag (Grad 3/4: n=12 Lapatinib vs. n=2 Plazebo).

Da heute eine gegen HER2-gerichtete Therapie allgemein verfügbar und mittlerweile Standard in der adjuvanten Therapie ist, besteht die wichtigste Botschaft der Studie wohl darin, dass eine adjuvante Therapie mit zielgerichteten Substanzen so früh wie möglich (innerhalb eines Jahres) begonnen werden sollte, damit die Patientinnen davon bestmöglich profitieren. Andererseits wird häufig klinisch (ohne zugrundeliegende Daten) postuliert, dass eine adjuvante Behandlung im Zeitfenster von 3 Monaten nach Operation begonnen werden sollte. Dies kann nunmehr auf ein Intervall von 6 Monaten „gestreckt“ werden, zumindest, was die Therapie mit Trastuzumab angeht. Interessant ist natürlich auch, dass bestimmte Subgruppen von einer „sekundären adjuvanten Therapie“ mit Lapatinib profitierten. Hier sind besonders die hormonrezeptor-negativen Tumoren zu nennen.

Auch liefert die Studie Anstöße zu möglichen Studienkonzepten, z. B. zum Einsatz einer sekundären Anti-HER2-Therapie, wenn durch eine neoadjuvante Antikörpertherapie keine Komplettremission erreicht werden konnte.

Bisher ist Lapatinib in dieser Indikation nicht zugelassen. Die Rolle des Tyrosinkinase-Inhibitors in der (Neo-)Adjuvanz wird jedoch intensiv untersucht, unter anderem in Kombination mit Trastuzumab (ALTTO- und NeoALTTO-Studie).

Quellen

[1] Di Leo A. Adjuvant therapy in patients with a borderline HER-2 status. SABCS 2011, oral presentation

[2] Goss P, Smith I, O'Shaugnessy J, et al. Results of a randomized, double-blind, multicenter, placebo-controlled study of adjuvant lapatinib in women with early-stage ErbB2-overexpressing breast cancer. Program and abstracts of the 34th Annual San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) December 6-10, 2011; San Antonio, Texas. Abstract S4-7 + oral presentation


(pp)

Mit freundlicher Unterstützung von PD Dr. Diana Lüftner, Berlin