krebsgesellschaft.de, 16.12.2014

SABCS 2014

SABCS 2014: Nab-Paclitaxel in der neoadjuvanten Situation

Einen interessanten Beitrag zur neoadjuvanten Situation bei Patientinnen mit einem primären Brustkrebs präsentierte Prof. Dr. Michael Untch, Berlin, als late-braking-Beitrag beim diesjährigen San Antonio Breast Cancer Symposium: die erste Analyse zur GeparSepto-Studie. Evaluiert wurde in dieser deutschen Phase-III-Studie der Einsatz von Nab-Paclitaxel im Vergleich zum konventionellen Paclitaxel in der neoadjuvanten Situation.

Rationale dieser deutschen Phase-III-Studie war die hohe Effektivität von Nab-Paclitaxel in der metastasierten Situation. Des Weiteren zeigte die Neo-Tango-Studie bereits, dass eine hohe pathologische Komplettremissionsrate (pCR) erzielt werden kann, wenn das Taxan in der Sequenz dem Anthrazyklin vorangestellt wird. In Bezug auf das HER2-neu-positive Mammakarzinom ist die duale Therapie mit Trastuzumab und Pertuzumab effektiv und hat durch die FDA die Zulassung in der Neoadjuvanz erhalten.

Im Rahmen der GeparSepto-Studie hatten Patientinnen somit zunächst eine Therapie mit 12 Zyklen Paclitaxel 80 mg/m² KOF, q7d, versus Nab-Paclitaxel 150 mg/m² KOF, q7d, erhalten. Im weiteren Verlauf erhielten die Patientinnen noch vier Zyklen Epirubicin und Cyclophosphamid. Im Falle eines HER2-neu-positiven Karzinoms erfolgte parallel alle drei Wochen die duale Therapie mit Trastuzumab und Pertuzumab. Primärer Endpunkt war die pathologische Komplettremission, definiert als ypT0 ypN0. Es wurde angenommen, dass sich durch Nab-Paclitaxel im Vergleich zum konventionellen Paclitaxel die pCR-Rate von 33% auf 41% erhöht. Eingeschlossen wurden Patientinnen mit einem Mammakarzinom der Stadien cT2-cT4a-d oder cT1 und cN+ oder pNSNB+ oder ER und PR-negativ oder Ki67 > 20% oder HER2-neu-positiv.
Nach Rekrutierung von 400 Patientinnen und einer geplanten Zwischenauswertung wurde die Dosierung von Nab-Paclitaxel aufgrund von aufgetretenen Toxizitäten auf 125 mg/m² KOF reduziert. Insgesamt wurden 1.204 Patientinnen rekrutiert (n=598 im Paclitaxel-Arm und n=606 im Nab-Paclitaxel-Arm). 86,3% der Patientinnen im Paclitaxel-Arm und 79,0% der Patientinnen im Nab-Paclitaxel-Arm konnten die Therapie wie geplant beenden (p<0,001).

Gründe für einen vorzeitigen Abbruch waren insbesondere unerwünschter Ereignisse (6,2% versus 17,0%). Die aufgetretenen Toxizitäten waren in beiden Armen hoch. 88,3% der Patientinnen mit konventionellem Paclitaxel bzw. 92,4% mit Nab-Paclitaxel entwickelten eine Anämie (p=0,19) und 81,5% bzw. 87,3% eine Neutropenie jeglichen Grades (p=0,007), wobei Grad III und IV Neutropenien in 61,8% bzw. 60,5% der Fälle auftraten. In Bezug auf nicht-hämatologische Ereignisse aller Grade traten häufig Fatigue (77,8% versus 82,8%, p=0,030), Diarrhoe (44,1% versus 51,2%, p=0,019), das Hand-Fuß-Syndrom (77,6% versus 27,2%, p<0,001) und die Neuropathie (65,2% versus 84,3%, p<0,001) auf. Letztere zeigte sich in 2,7% versus 10,2% als Grad III und IV Toxizität (p<0,001).

Die pCR-Rate konnte durch den Einsatz von Nab-Paclitaxel signifikant von 29% auf 38% angehoben werden (p=0,001). In der Subgruppenanalyse zeigte sich mit einer Odds Ratio von 2,69 (95% CI 1,62-4,46) ein beeindruckender Effekt bei den Patientinnen mit einem triple negativen Mammakarzinom (TNBC); die pCR wurde in diesem Kollektiv von 25,7% auf 48,2% angehoben (p<0,001). 
Die Autoren schlussfolgerten, dass der primäre Endpunkt erreicht wurde und sich zudem für das TNBC-Kollektiv besondere Ansprechraten zeigen. Daten zum DFS und OS müssen abgewartet werden.

Kommentar:
Die vorliegende Studie verdeutlicht, dass der Einsatz von Nab-Paclitaxel in der neoadjuvanten Situation die pathologische Komplettremissionsrate signifikant erhöhen kann. Gleichzeitig werden jedoch auch die Nebenwirkungen erhöht, insbesondere die Neuropathie, welche die Lebensqualität der Patientinnen erheblich einschränken kann. Offen bleibt die Frage, ob bei gleicher Dosierung beider Taxane - d.h. beide auf 125 mg/m² KOF - die gleiche Ansprechrate bei gleicher Toxizität erreicht worden wäre. Die Ansprechrate bei den TNBC-Patientinnen ist spannend, jedoch zeigte sich in der GeparSixto-Studie bereits durch die Hinzunahme von Carboplatin in die neoadjuvante Situation eine Steigerung der pCR um 20% (44% auf 64% beim TNBC). Nun stellt sich die Frage, wie sich die Kombination von Nab-Paclitaxel und Carboplatin auswirken würde. Diese Frage kann die vorliegende Studie nicht beantworten. Letztendlich bleibt abzuwarten, ob es sich hier um practice changing Ergebnisse handelt, die Einzug in den klinische Alltag halten werden. Sicherlich hilfreich ist die Studie bei Patientinnen, welche auf Paclitaxel mit einer allergischen Sofortreaktion reagieren. Nun stehen Daten zu einem weiteren Taxan zur Verfügung, welches auch ohne Prämedikation nur extrem selten eine allergische Reaktion auslöst. Das therapeutische Angebot wird somit erweitert.

 

Bericht: Prof. Dr. med. Michael Patrick Lux, Frauenklinik Universitätsklinikum Erlangen

 

Quelle:
Untch et al. A randomized phase III trial comparing neoadjuvant chemotherapy with weekly nanoparticle-based paclitaxel with solvent-based paclitaxel followed by anthracyline/cyclophosphamide for patients with early breast cancer; 2014 San Antonio Breast Cancer Symposium, GBG 6, Publication Number PD2-6