krebsgesellschaft.de, 24.06.2015

ASCO 2015

Radioembolisation beim metastasierten mCRC

Die Metastasierung der Leber spielt für die Prognose von Patienten mit metastasiertem KRK (mCRC) eine entscheidende Rolle. Im Rahmen der multimodalen Therapie kommen lokale interventionelle Verfahren wie die Selektive Interne Radiotherapie SIRT (Radioembolisation) zum Einsatz, bislang jedoch vorwiegend bei weitgehend refraktären Patienten. Die randomisierte SIRFLOX-Studie, die den Stellenwert der SIRT zusätzlich zu einer Standard-Erstlinientherapie prüfte, sorgte beim diesjährigen ASCO Annual Meeting für Aufsehen.

Klinischen Studien zufolge können mit Hilfe der SIRT Lebermetastasen beim mCRC entweder länger kontrolliert [1] oder auch verkleinert werden, sodass unter Umständen eine chirurgische Entfernung ermöglicht wird. [2] Daraus wurde die Hypothese generiert, dass sich die Prognose auch von Patienten, die in einer inkurablen, leberdominierten Erkrankungssituation sind, verbessert.

SIRFLOX ist die erste große Phase-III-Studie, in der die Effektivität und Sicherheit der Hinzunahme einer SIRT zu einer Standard-Erstlinientherapie (oxaliplatinhaltige Chemotherapie alleine oder in Kombination mit Bevacizumab; nach Ermessen des Studienarztes) untersucht.

Im experimentellen Arm erfolgte nach dem ersten Zyklus der Systemtherapie einmalig eine SIRT mit Yttrium-90 (Y-90). [3] Eingeschlossen wurden unvorbehandelte Patienten mit alleiniger oder vorwiegender Lebermetastasierung (bis zu 5 Lungenmetastasen ≤ 1cm und/oder Lymphknotenmetastasen < 2cm in einer anatomischen Region). Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS), in der Intent-to-treat-Population nach RECIST v1.0 für alle Metastasen (inklusive des ggf. in situ befindlichen Primärtumors) (Gesamt-PFS). Ein wichtiger sekundärer Endpunkt war das „Leber-PFS“, für die speziell mit SIRT behandelten Lebermetastasen. Die Ansprechraten (definiert als komplette + partielle Remissionen), ebenfalls stratifiziert nach gesamter und Lebermetastasierung, war ein weiteres sekundäres Studienziel.

Insgesamt 530 Patienten erhielten randomisiert entweder mFOLFOX6 ± Bevacizumab (n=263) oder mit SIRT (n=267). Die Behandelten wiesen einen WHO-PS von 0-1 auf. Die Rate an extrahepatischer Metastasierung lag bei 40%. Das mediane Follow-up betrug 36,1 Monate.

Das mediane Gesamt-PFS betrug 10,7 vs. 10,2 Monate, ohne Unterschied zwischen den beiden Therapiearmen (HR=0,93; p=0,43). Bezogen auf die Lebermetastasen zeigte sich beim PFS jedoch ein signifikanter Vorteil von im Median fast 8 Monaten für die Kombination mit SIRT (20,5 vs. 12,6 Monate; HR=0,69; p=0,002). Auch bei der Gesamtansprechrate fand sich kein signifikanter Unterschied (68,1% vs. 76,4%; p = 0,113), während die Ansprechraten für Lebermetastasen 68,8% beziehungsweise 78,7% betrugen (p=0,042). 6% der Patienten im Prüfarm erreichten eine komplette Remission, im Kontrollarm waren es 1,9% (p=0,02). Die Leberresektionsraten betrugen 13,7% vs. 14,2% (p=0,86).

Nebenwirkungen ≥ Grad 3 (jeder Ursache) traten bei 85,4% vs. 73,4% der Patienten auf. Diese waren überwiegend hämatologisch (56,6% vs. 33%) und gastrointestinal (15,4% vs. 13%). Zu als SIRT-assoziiert bezeichneten Nebenwirkungen ≥ Grad 3 waren Magen-Darmulzerationen (3,7%), Aszites (2,8%) und Leberversagen (1,2%).

Fazit:
In der Erstlinientherapie von Patienten mit inoperablem CRC und Lebermetastasen zeigte sich durch die Hinzunahme von SIRT zur Standard-Chemotherapie ± Bevacizumab kein Vorteil beim Gesamt-PFS. Allerdings konnte das mediane PFS bezüglich der Lebermetastasen signifikant verlängert werden. Die SIRT führte zu einer Reduktion des Progressionsrisikos für die Lebermetastasen um mehr als 30%. Inwieweit dieses Ergebnis von klinisch relevanter Bedeutung ist, müssen die erwarteten Ergebnisse zum Gesamtüberleben sowie Daten von zwei weiteren randomisierten Studien zu SIRT beim mCRC zeigen.

 

In Zusammenarbeit mit Prof. Dirk Arnold, Freiburg

(red)

Quellen:
[1] Hendlisz et al., JClin Oncol 2010;28:3697-94

[2] Raval M. et al. Yttrium-90 radioembolization of hepatic metastases from colorectal cancer. Front Oncol. 2014;4:120

[3] Gibbs P et al. SIRFLOX: Randomized phase III trial comparing first-line mFOLFOX6 ± bevacizumab (bev) versus mFOLFOX6 + selective internal radiation therapy (SIRT) ± bev in patients (pts) with metastatic colorectal cancer (mCRC). J Clin Oncol 33, 2015 (suppl; abstr 3502); oral presentation