krebsgesellschaft.de, 28.07.2014

ASCO Annual Meeting 2014

ASCO Annual Meeting 2014: Primäre Chemohormontherapie beim mPCa

Die Phase-III-Studie CHAARTED (ChemoHormonal Therapy versus Androgen Ablation Randomized Trial for Extensive Disease) überprüfte beim metastasierten Prostatakarzinom (mPCA) einen neuen Therapieansatz: Sie kombinierte bei hormonnaiven Patienten die Androgendeprivations- (ADT) mit der Chemotherapie – üblicherweise erfolgt zunächst die ADT, bei Progress stellt die Chemotherapie eine Möglichkeit dar. Die Ergebnisse der frühen Kombination waren vor allem bei Patienten mit erhöhtem Risiko sehr vielversprechend.

Die frühe Kombination aus ADT und Chemotherapie beim metastasierten Prostatakarzinom wird kontrovers diskutiert. Zu den theoretischen Vorteilen gehört, dass unter der ADT entstehende Androgen-unabhängige Klone zusätzlich bekämpft werden, so dass die Therapie länger wirken kann. Als Nachteil zählt, dass die ADT das Ansprechen auf die Chemotherapie verringern könnte, indem sie den Zellzyklus der Krebszellen beeinflusst. Darüber hinaus wirkt die ADT bei einigen Betroffenen so lange, dass sie womöglich nie eine Chemotherapie benötigen würden.

Vor diesem Hintergrund erhielten in der CHAARTED-Studie (E3805) 790 hormonnaive Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom 1:1 randomisiert ADT und Docetaxel (75 mg/m2 alle drei Wochen für maximal 6 Zyklen, n=397) oder ADT allein (n=393). Eine vorherige ADT war bis zu 120 Tage vor der Randomisierung erlaubt. Darüber hinaus durfte eine adjuvante ADT erfolgt sein, die höchstens 24 Monate gedauert und währenddessen innerhalb von 12 Monaten kein Progress aufgetreten war. Zu den Stratifikationsfaktoren gehörten u.a. stark (high volume bzw. HV) vs. gering (low volume LV) metastasierte Erkrankung (HV: Viszeralmetastasen und/oder 4 oder mehr Knochenmetastasen), wobei in beiden Studienarmen mehr als 60% der Patienten eine starke Metastasierung aufwiesen.

Nach einem medianen Follow-up von 29 Monaten waren unter der Kombination 101 und unter der ADT-Monotherapie 136 Todesfälle aufgetreten. Der primäre Endpunkt, das mediane Gesamtüberleben, lag bei 57,6 vs. 44,0 Monaten. Damit verlängerte die zusätzliche Chemotherapie zur ADT gegenüber der alleinigen ADT das mediane Gesamtüberleben um rund 14 Monate, einhergehend reduzierte sie die Sterblichkeit signifikant um 39% (Hazard Ratio (HR) 0,61, p=0,0003). In der Subgruppe der Patienten mit hoher Tumorlast (HV) konnte das mediane Gesamtüberleben durch die Kombination sogar um 17 Monate verlängert werden (49,2 vs. 32,2 Monate, HR 0,60, p=0,0006). In der Subgruppe mit geringerer Tumorlast wurde zum Zeitpunkt der Auswertung das mediane Gesamtüberleben in beiden Therapiearmen noch nicht erreicht (HR 0,63, p=0,1398).

Auch bei den sekundären Endpunkten zeigte sich die Kombination gegenüber der ADT-Monotherapie in der Gesamtgruppe signifikant überlegen: diese umfassten eine PSA-Rate unter 0,2 ng/ml nach 6 bzw. 12 Monaten, die mediane Zeit bis zur biochemischen, radiologischen oder symptomatischen Progression (HR 0,56) und die mediane Zeit bis zur symptomatischen oder radiologischen Progression (HR 0,49) (je p<0,0001). Nach der Progression wurden 129 Patienten unter ADT allein und 49 Patienten unter ADT plus Docetaxel mit Docetaxel weiterbehandelt, weitere Folgetherapien (z.B. Cabazitaxel, Abirateron oder Enzalutamid) waren ebenfalls möglich. Im Kombinationsarm erhielten 87,5% der Patienten 6 Zyklen Docetaxel, bei 74% der Patienten musste keine Dosisanpassung vorgenommen werden.

Zu den wichtigsten Nebenwirkungen unter ADT plus Docetaxel gehörten neutropenisches Fieber Grad 3/4 (4%/2%), motorische Neuropathie Grad 3 (1%), sensorische Neuropathie Grad 3 (1%), zudem trat ein Todesfall infolge der Behandlung auf (während der alleinigen ADT gab es hingegen keine Todesfälle).

Demnach verlängerte die Kombination aus ADT und Docetaxel im Vergleich zu alleinigen ADT bei Männern mit metastasiertem Prostatakarzinom das Gesamtüberleben signifikant. Besonders ausgeprägt war die Überlegenheit bei Patienten mit ausgeprägter Metastasierung. Bei Patienten mit geringer Metastasierung muss noch ein längerer Beobachtungszeitraum abgewartet werden.

(pe)

Quelle:
Sweeney C et al. Impact on overall survival (OS) with chemohormonal therapy versus hormonal therapy for hormone-sensitive newly metastatic prostate cancer (mPrCa): An ECOG-led phase III randomized trial. J Clin Oncol 32:5s, 2014 (suppl; abstr LBA2)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Kurt Miller, Berlin