krebsgesellschaft.de, 10.07.2014

ASCO Annual Meeting 2014

ASCO Annual Meeting 2014: Potenzielle neue Therapieoptionen bei Thymuskarzinomen

Auf dem ASCO 2014 wurden drei interessante Phase-2-Studien zur Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Thymuskarzinom oder B3-Thymom  präsentiert. Für diese prognostisch ungünstigen Tumoren gibt es keine Standardtherapie, zumal diese zu den seltenen Tumorentitäten gehören. Der Bedarf an neuen Therapieoptionen ist entsprechend groβ. Zwei Studien prüften eine Monotherapie, eine mit dem neuen Kinaseinhibitor Milciclib und eine mit dem mTor-Inhibitor Everolimus, die dritte Studie die Kombinationstherapie mit Capecitabin plus Gemcitabin.

Milciclib - Studienziel bei Interimsanalyse erreicht [1]
In der Phase-2-Studie wurden Patienten mit Thymuskarzinomen und B3-Thymomen und maximal einer systemischen Vortherapie mit Milciclib behandelt. Der orale Inhibitor der CDK- und Src-Familie wurde in einer Dosierung von 150 mg täglich im zweiwöchigen Zyklus (7 Tage on, 7 Tage off) verabreicht. Die Studie sollte eine 80% Power zum Verwerfen der Nullhypothese zeigen, sprich ein progressionsfreies Überleben nach drei Monaten (primäre Endpunkt) von unter 33%. Dazu mussten 14 von 54 Patienten erfolgreich sein.

 

Bereits zum Zeitpunkt der geplanten Interimsanalyse nach median 10,9 Monaten Laufzeit und median 7 Zyklen war das primäre Studienziel erreicht. Bei 14 von bisher 30 auswertbaren Patienten führte die Behandlung zum Erfolg. Das mediane PFS lag bei 8,2 Monaten mit einer 3-Monats-PFS-Rate von 46,7%. Das mediane Gesamtüberleben war noch nicht erreicht. Die Toxizität wurde insgesamt als moderat eingestuft. Als typische Nebenwirkungen der Kinaseinhibitoren traten Übelkeit und leichte Fatigue (8,3%), Erbrechen, ein myasthenisches Syndrom, in Einzelfällen eine cytolytische Hepatitis und eine leichte Neutropenie (8,4%) sowie interessanterweise auch eine plantare Fasziitis (4,2%) wie bei den Multikinaseinhibitoren auf

Everolimus zeigt gute Krankheitskontrolle bei fortgeschrittener oder rezidivierter Erkrankung [2]
In dieser Phase-2-Studie wurden die Patienten nach Versagen einer Cisplatin-basierten Chemotherapie mit Everolimus 10 mg täglich bis zum Fortschreiten der Erkrankung oder Auftreten einer nicht akzeptablen Toxizität behandelt. Primärer Studienendpunkt war die Krankheitskontrollrate. 

Die vorläufigen Ergebnisse der bisher 35auswertbaren Patienten ergaben beim Thymuskarzinom (34%) eine komplette Remission, zwei partielle Remissionen und 16 stabile Erkrankungen. Beim Thymom (66%) fanden sich eine partielle Remission und fünf stabile Erkrankungen. Damit erreichten insgesamt 25 Patienten eine Krankheitskontrolle und der primäre Endpunkt der Studie war erreicht. Nach median 10 Monaten Beobachtungszeit lagen das PFS bei 12,1 Monaten und das mediane OS bei 24 Monaten. Schwere Nebenwirkungen wurden bei sieben Patienten (20%) beobachtet, die aber nur in drei Fällen zum Behandlungsabbruch führten.

Capecitabin plus Gemcitabin: Endergebnisse einer Phase-2-Studie [3]
In der Studie erhielten Patienten mit histologisch gesichertem Thymom (73%) oder Thymuskarzinom und Progression nach einer vorangegangenen systemischen Therapie eine Kombinationstherapie mit Capecitabin (650 mg/m2 oral zweimal täglich, Tag 1-14) und Gemcitabin (1000 mg/m2 i.v., Tag 1 und 8) alle drei Wochen. Primärer Endpunkt war das radiologische Ansprechen. 

12 Patienten (40%) sprachen auf die Behandlung an (3 CR, 8 PR). Das mediane PFS war bei Patienten mit Thymom 11 Monate und bei Patienten mit Thymuskarzinom 6 Monate. Zum Zeitpunkt der Analyse waren 13 Patienten verstorben, das mediane Gesamtüberleben lag bei 16 Monaten. Die wichtigste Nebenwirkung Grad 3 war erwartungsgemäβ eine Neutropenie und betraf acht Patienten. Nach diesen Ergebnissen scheint Capecitabin plus Gemcitabin eine sehr aktive Kombinationstherapie bei fortgeschrittenen epithelialen Thymustumoren zu sein. 

Zusammenfassender Kommentar: Diese drei Studien zeigen, das es durchaus wirksame neue Therapieansätze für diese seltene Tumorentität gibt. Dies ist insbesondere erfreulich, da in die Studien auch die prognostisch ungünstigen Formen (B3-Thymom und Thymuskarzinom) eingeschlossen wurden.

Quellen:

  1. Besse B et al. A phase II study of milciclib (PHA-848125AC) in patients (pts) with thymic carcinoma (TC). Clin Oncol 32:5s, 2014 (suppl; abstr 7526).
  2. Zucali PA et al Phase II study of everolimus in patients with thymoma and thymic carcinoma previously treated with cisplatin-based chemotherapy. Clin Oncol 32:5s, 2014 (suppl; abstr 7527).
  3. Buonerba C et al. Capecitabine plus gemcitabine in thymic epithelial tumors: Final analysis of a phase II trial. J Clin Oncol 32:5s, 2014 (suppl; abstr 7528). 

 

In Zusammenarbeit mit David Heigener, Großhansdorf