krebsgesellschaft.de, 12.08.2015

EHA & ICML 2015

Obinutuzumab bei indolentem Rituximab-refraktärem NHL

Bei der internationalen Konferenz zu malignen Lymphomen (ICML) 2015 in Lugano wurden die Ergebnisse der GADOLIN-Studie vorgestellt, in der der neue CD-20-Antikörper Obinutuzumab bei Rituximab-refraktärem indolentem Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) geprüft wurde.

Indolente (niedrigmaligne) Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) haben häufig über Jahre einen nicht-aggressiven Verlauf und verursachen nur wenige Symptome. Kommt es jedoch zu einem raschen Fortschreiten oder belastender Symptomatik, wird eine entsprechende Therapie eingeleitet. Eingesetzt wird in der Regel eine Kombination von Chemotherapie und Rituximab. Kommt es im Verlauf der Erkrankung zu einem Rituximab-refraktären Rezidiv, sind die Behandlungsoptionen sehr begrenzt.

Mit Bendamustin konnte in einer Phase-II-Studie eine Verbesserung des medianen progressionsfreien Überlebens auf immerhin 9 Monate gezeigt werden. Beim diesjährigen ICML wurden nun die Ergebnisse einer Phase-III-Studie präsentiert, in der die Kombination von Bendamustin mit dem CD-20-Antikörper Obinutuzumab mit einer alleinigen Bendamustin-Therapie verglichen wurde.

Design der GADOLIN Studie

In der offenen, multizentrischen, randomisierten Phase-III-Studie erhielten die Patienten entweder eine kombinierte Therapie bestehend aus sechs Zyklen Bendamustin (90 mg/m2 an den Tagen 1 bis 6) plus Obinutuzumab 1000mg (an den Tagen 1, 8,15 im ersten Zyklus und am jeweils ersten Tag der folgenden 5 Zyklen) oder sechs Zyklen einer Bendamustin-Monotherapie mit 120 mg/m2 (an den Tagen 1 bis 6). Die Patienten mit Ansprechen in der Obinutuzumab-Gruppe erhielten anschließend eine Erhaltungstherapie mit Obinutuzumab alle 2 Monate für weitere 2 Jahre. Primärer Endpunkt der Studie war das progressionsfreie Überleben.

Obinutuzumab verlängert das PFS

Das vom unabhängigen Prüfungsgremium beurteilte mediane progressionsfreie Überleben war nach einem Follow-up von 22 Monaten in der Obinutuzumab-Gruppe noch nicht erreicht und betrug 14,9 Monate mit Bendamustin allein (HR=0,55, 95%-KI: 0,4–0,74; p=0,00011). Bei der direkten Beurteilung durch die Prüfärzten betrug das mediane progressionsfreie Überleben mit Obinutuzumab 29,2 Monate im Vergleich zu 14,0 Monaten ohne den Antikörper, was einer Verdoppelung der progressionsfreien Zeit entspricht (HR=0,52; 95%-KI:0,39–0,70; p<0,0001)

Bei der Ansprechrate wurde dagegen kein signifikanter Unterschied erreicht: 63% der Patienten sprachen auf die Bendamustin-Monotherapie und 69,1% auf die kombinierte Therapie an.

Toxizität ausgewogen

Während des Behandlungszeitraums gab es insgesamt weniger Nebenwirkungen vom Schweregrad 3 oder höher in der Monotherapiegruppe (62,1% vs. 68%), insbesondere waren Neutropenien (26,3% vs. 33,0%) und Infusionsreaktionen (3,5% vs. 8,8%) mit der alleinen Bendamustin-Gabe seltener. Schwerwiegende Thrombozytopenien (16,2% vs. 10,8%), Anämien (10,1% vs. 7,7%) und Pneumonien (5,6% vs. 2,6%)waren allerdings in der Monotherapie-Gruppe häufiger.

Fazit

Durch den Zusatz des Anti-CD-20-Antikörpers zu Bendamustin konnte das progressionsfreie Überleben der Patienten signifikant und klinisch relevant verlängert werden. Dies ist das erste Mal, dass für einen neuen Anti-CD-20-Antikörper ein klinischer Nutzen bei Rituximab-refraktären indolentem Lymphom gezeigt werden konnte.

 

In Zusammenarbeit mit Prof. Martin Dreyling München

Quellen:

[1] Cheson BD, et al. Primary results from the phase III Gadolin study of Obinutuzumab plus Bendamustine versus Bendamustine alone in Rituximab-refractory indolent Non-Hodgkin Lymphoma. ICML 2015, Abstract123.

(bma)