krebsgesellschaft.de, 20.01.2016

DGU 2015

Nuklearmedizinische Chirurgie beim Prostatakarzinomrezidiv

In der Rezidivdiagnostik des Prostatakarzinoms mittels 68Ga-HBED-PSMA-PET zeigen sich mitunter kleine bzw. atypische Absiedlungen. In einer beim DGU 2015 vorgestellten Studie wurde daher überprüft, ob sich bei Patienten mit Lymphknotenmetastasen die Läsionen durch präoperative Injektion von 111In-PSMA-I&T und direkte intraoperative Detektion mittels Gammasonde gezielt entfernen lassen.

In der Proof-of-Principle-Analyse war die PSMA-nuklearmedizinische Chirurgie (radioguided surgery) vorteilhaft für die intraoperative Detektion sogar kleiner metastatischen Läsionen. Das prostataspezifische Membranantigen (PSMA), das auf Prostatakarzinomzellen stärker exprimiert wird, ist Ansatzpunkt für neue diagnostische und therapeutische Verfahren. Zu ihnen gehört die PSMA-nuklearmedizinische Chirurgie, bei der gelabelte PSMA-Liganden genutzt werden, um während der radikalen Prostatektomie geringe Mengen an Tumor und Mikrometastasen sichtbar und damit resezierbar zu machen und so das Rezidivrisiko zu verringern. In der Diagnostik lassen sich kleine Prostatakarzinomläsionen zwar gut mittels 68Ga-gelabelten PSMA-Liganden in der PET(Positronen-Emissions-)/CT(Computertomographie) nachweisen, doch intraoperativ eignet sich die Methode aufgrund der unauffälligen Morphologie und der atypischen Lokalisierungen der Läsionen unzureichend. Daher wurde für die nuklearmedizinische Chirurgie ein Verfahren mit  111In-gelabelte PSMA-Liganden entwickelt, die sich mittels Gammasonde detektierten lassen.

Eine Münchner Arbeitsgruppe überprüfte das Verfahren bei 9 konsekutiven Patienten (medianer PSA-Wert: 1,3ng/ml) mit Hinweis auf ein Lymphknotenrezidiv im 68Ga-HBED-PSMA-PET. Nach präoperativer Injektion von 111In-PSMA-I&T erfolgte während der Operation die Detektion mit einer Gammasonde. Neben einer akustischen Rückmeldung wurde mittels eines optischen Trackings (freehand-SPECT bzw. handgeführte Einzelphotonen-Emissionscomputer-Tomographie) eine visuelle Überlagerung auf den OP-Situs und 3D-Rekonstruktion der radioaktiven positiven Läsionen durchgeführt. Darüber hinaus korrelierten die Autoren die ex-vivo-Radioaktivitätsmessung der Resektate mit dem histologischen Ergebnis.

Demnach konnten histologisch bestätigte metastatische Läsionen intraoperativ sicher sowohl akustisch als auch mittels optischem Tracking detektiert werden. Bei insgesamt 32 Resektaten (15 mit metastatischen Läsionen) betrug die Sensitivität der Ex-vivo-Messung 93,3% (Spezifität 100%). Verglichen mit der präoperativen 68Ga-HBED-PSMA-PET konnten mittels PSMA-nuklearmedizinischer Chirurgie zusätzlich weitere Läsionen von einer Größe bis zu 2 mm detektiert werden.

(pe)

In Zusammenarbeit mit Prof. Kurt Miller, Berlin

Quelle: Maurer T. Psma-radioguided surgery beim Prostatakarzinomrezidiv: Intraoperative molekulare Detektion von Lymphknotenmetastasen, 67. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V., 23.-26.09.2015, Hamburg, Germany, Abstract 456