krebsgesellschaft.de, 20.01.2016

ECC 2015

Metastasiertes Mammakarzinom: OS-Daten der TURANDOT-Studie – ECC 2015

Der monoklonale Antikörper Bevacizumab ist in der First-Line-Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms in der Kombination sowohl mit Paclitaxel als auch mit Cabecitabin zugelassen. In der TURANDOT-Studie wurde erstmals die Kombination Bevacizumab-Capecitabin im Vergleich zu Bevacizumab-Paclitaxel bei Patientinnen mit HER2-negativem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Mammakarzinom auf Nicht-Unterlegenheit geprüft. Beim Europäischen Krebskongress in Wien wurden die finalen Ergebnisse zum Gesamtüberleben (OS) vorgestellt. [1]

Kombinationen aus Paclitaxel bzw. Capecitabin und Bevacizumab haben beim metastasierten Mammakarzinom in verschiedenen Studien einen Nutzen beim progressionsfreien Überleben (PFS) und der Ansprechrate (ORR) gezeigt. [2–4] In der TURANDOT-Studie verglichen Forscher erstmals direkt die Wirksamkeit der beiden Regime als Erstlinientherapie beim HER2-negativen lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinom. [4]

In der randomisierten Studie erhielten nicht vorbehandelte Patientinnen entweder Bevacizumab plus Paclitaxel (BEV–PAC: vierwöchentlicher Zyklus aus BEV 10 mg/kg Tag 1 und 15 + PAC 90 mg/m2 Tag 1, 8 und 15) oder Bevacizumab plus Capecitabin (BEV–CAP: dreiwöchentlicher Zyklus aus BEV 15 mg/kg Tag 1 + CAP 1000 mg/m2 zweimal täglich). Die Stratifikation erfolgte nach Hormonrezeptorstatus, Herkunftsland und Menopausenstatus. Das primäre Studienziel war die Nichtunterlegenheit der Kombination BEV-CAP gegenüber BEV-PAC beim OS, als Nullhypothese galt ein Hazard Ratio (HR) ≥1,33; das HR wurde mittels eines stratifizierten proportionalen Hazard Modells (Cox-Modell) in der Per-Protokoll (PP)-Population bestimmt. Sensitivitätsanalysen schlossen ein unstratifiziertes Cox-Modell sowie Analysen der Intention-to-treat (ITT)-Population und von Subgruppen ein.

Die finale OS-Analyse der PP-Population fand nach 183 Todesfällen (ursprünglich n=266, 69%) unter BEV-PAC und 201 Todesfällen (ursprünglich n=265, 76%) unter BEV-CAP statt. Das OS im BEV-CAP-Arm lag bei 26,1 Monaten gegenüber 30,2 Monaten im BEV-PAC-Arm und war damit dem Standardarm mit einem HR von 1,02 (97,5%-CI –∞-1,26) nicht signifikant unterlegen. Das primäre Studienziel der Nichtunterlegenheit der Kombination BEV-CAP beim Gesamtüberleben wurde damit erreicht. Das nach dem unstratifizierten Cox-Modell ermittelte HR unterstützte diese Hypothese jedoch nicht (HR 1,13; 97,5%-CI –∞-1,39). Die Auswertung der ITT-Population stimmte mit dem Ergebnis der PP-Population überein. Eine Subgruppenanalyse ergab, dass das Sterberisiko im BEV-CAP-Arm bei Patientinnen mit triple-negativem Brustkrebs (TNBC) höher (HR = 1,35; 95%-CI; 0,90 – 2,02) als bei Hormonrezeptor-positiven (HR+) Patientinnen (HR = 1,07; 95%-CI; 0,85 – 1,35) war. Große Unterschiede konnten auch in den Subgruppen der prä- und postmenopausalen Patientinnen (HR = 1,75; 95%-CI; 1,08 – 2,84 bzw. HR = 1,04; 95%-CI; 0,83 – 1,29) und bei der Körperoberfläche (HR = 0,94; 95%-CI; 0,72 – 1,22 für BSA < 1,8 m2 bzw. HR = 1,53; 95%-CI; 1,11 – 2,12 für BSA ≥ 1,8 m2) festgestellt werden. Die Inkonsistenzen zwischen stratifiziertem und unstratifiziertem OS und die heterogene Ergebnisse in den Subgruppenanalysen der TURANDOT-Studie werden weiter untersucht.

Quellen:

[1] Brodowicz T et al. ESMO 2015; Abstract #1800
[2] Miller K et al. N Engl J Med 2007, 357, 2666-2276
[3] Gray R et al. J Clin Oncol 2009, 27, 4966-4967
[4] Lang I et al. Lancet Oncol 2013, 14(2), 125-133

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In Zusammenarbeit mit Prof. Diana Lüftner, Berlin