krebsgesellschaft.de, 24.06.2015
ASCO 2015
MET-Inhibition keine Therapieoption
Der MET-Rezeptor und sein Ligand, der Hepatozyten-Wachstumsfaktor
(HGF), gelten als wichtige therapeutische Targets in der onkologischen Therapie. Nach der Stimulation durch HGF löst der MET-Rezeptor eine Signalkaskade aus, die zu Zellproliferation führt und die Apoptose verhindert. Eine Überexpression von MET wird bei 13 bis 22% aller Magenkarzinome gefunden und ist mit einer schlechten Prognose assoziiert. [1,2] Onartuzumab blockiert diesen Signalweg, indem er an den MET-Rezeptor bindet. Ergebnisse einer randomisierten Phase-III-Studie mit dem Antikörper bei HER2-negativen Patienten mit metastasierten Tumoren des Magens und des gastroösophagealen Übergangs (GEC) wurden beim ASCO Annual Meeting 2015 vorgestellt. [3]
Die Teilnehmer erhielten jeweils eine Chemotherapie mit mFOLFOX6 plus Onartuzumab (10 mg/kg; alle 2 Wochen) oder plus Placebo bis zum Progress. Eingeschlossen wurden HER2-negative GEC-Patienten, die keine Vortherapie in palliativer Intention erhalten hatten und einen ECOG-Performance-Status 0–1 aufwiesen. Ko-primäre Endpunkte waren das Gesamtüberleben in der Intent-to-treat (ITT)-Population und bei MET-positiven (MET+) Patienten. Sekundäre Endpunkte waren das progressionsfreie Überleben (PFS), ebenfalls für die ITT-Population und die MET-positiven Patienten, die objektive Ansprechrate (ORR) und die Verträglichkeit.
Die Studie wurde aufgrund fehlender Wirksamkeit vorzeitig beendet. 562 Teilnehmer konnten eingeschlossen werden. Bezüglich der Patientencharakteristika waren die Therapiearme ausgeglichen. Im Median waren sie 58,5 Jahre alt und überwiegend männlich (66%). Etwa 38% hatten einen MET-positiven Tumor.
Kein Vorteil für Onartuzumab bei der Wirksamkeit
Zum
Zeitpunkt des Cutoffs (April 2014) waren in beiden Armen der
ITT-Population jeweils 26% der Patienten gestorben. In der
MET+-Subgruppe waren 38% der Patienten im Chemotherapie-Arm und 33% der
Onartuzumab-Gruppe nicht mehr am Leben. In beiden Armen überlebten die
Patienten vergleichbar lange (ITT: 11,3 vs. 11,0 Monate; HR=0,82,
p=0,24; MET+: 9,7 vs. 11,0 Monate; HR= 0,64, 0,06). In exploratorischen
Subgruppenanalysen ergaben sich Hinweise auf ein besseres Überleben bei
Nicht-Asiaten und Patienten ohne Gastrektomie, dies war unabhängig vom
MET-Status. Auch beim PFS zeigte sich in der ITT-Population mit 6,8
Monaten für Onartuzumab vs. 6,7 Monaten für die Chemotherapie kein
signifikanter Unterschied (HR=0,90, p=0,43). Ebenso konnte kein
PFS-Vorteil in der Subgruppe der Patienten mit MET-Amplifikation
nachgewiesen werden (5,7 vs. 6,9 Monate; HR=0,79, p=0,22). Dies
spiegelte sich auch in der Ansprechrate wider (ITT: 41% vs. 46%; p=0,25;
MET+: 45% vs. 54%, p=0,23).
Schwerwiegende Nebenwirkungen waren etwas häufiger im Onartuzumab-Arm zu beobachten (35,8% vs. 32,5%). Auch unerwünschte Ereignisse ≥ Grad 3 traten eher unter Onartuzumab auf. Dazu gehörten Neutropenie (35,1% vs. 29,3%), Thrombozytopenie (4,3% vs. 1,1%), periphere Ödeme (4,7% vs. 0,4%) und Lungenembolien (6,1% vs. 3,6%).
Fazit:
Die Inhibition der
HGF/MET-Achse mit Onartuzumab erwies sich in dieser Studie beim
Magenkarzinom als nicht ausreichend wirksam. Dies betrifft ebenso den
gegen den MET-Liganden HGF gerichteten Antikörper Rilotumumab (abstract
4000). Die Entwicklung molekular zielgerichteter Medikamente beim
Magenkarzinom erweist sich als schwierig. Die Gründe dafür sind
vielfältig. Die verlässliche Detektion der therapeutischen
Zielstrukturen im Tumorgewebe sowie die Selektion einer geeigneten
Patientenpopulation sind große Herausforderungen bei der Entwicklung
wirksamer zielgerichteter Therapien in dieser Indikation.
In Zusammenarbeit mit Prof. Florian Lordick, Leipzig
Quellen:
[1] Gavine PR et al. Volitinib, a potent and highly selective c-Met inhibitor, effectively blocks c-Met signaling and growth in c-MET amplified gastric cancer patient-derived tumor xenograft models. Mol Oncol. 2015 J;9(1):323-33
[2] Ha SY et al. MET overexpression assessed by new interpretation method predicts gene amplification and poor survival in advanced gastric carcinomas. Mod Pathol. 2013;26(12):1632-41
[3] Shah MA et al. METGastric: A phase III study of onartuzumab plus mFOLFOX6 in patients with metastatic HER2-negative (HER2-) and MET-positive (MET1) adenocarcinoma of the stomach or gastroesophageal junction (GEC). J Clin Oncol 33, 2015 (suppl; abstr 4012)