krebsgesellschaft.de, 14.10.2015

ADO 2015

Melanom: individuell angepasste Chemotherapie

In einer Phase-II-Studie ließ sich anhand eines ex-vivo-Sensitivitätsprofils beim Melanom die Wirksamkeit der Chemotherapie vorhersagen. Jetzt überprüften Forscher, ob die nach dem ex-vivo-Sensitivitätsprofil ausgesuchte Kombinationschemotherapie Überlebensvorteile bringt. Zudem stand die Verlässlichkeit des Chemosensitivitäts-Index als Prädiktor für das Ansprechen auf eine Chemotherapie auf dem Prüfstand.

 In ihre Studie hatten die Autoren 287 chemonaive Patienten mit metastasiertem Melanom eingeschlossen. Die per-Protokoll (PP)-Population setzte sich aus 244 Patienten zusammen, von denen je 122 entweder eine Kombinationschemotherapie gemäß Sensitivitätsprofil oder eine Monochemotherapie mit Dacarbazin (DTIC) erhielten. Die Kombinationschemotherapie bestand aus Paclitaxel+Cisplatin oder Treosulfan+Gemcitabin. Primärer Endpunkt war das krankheitsspezifische Überleben (Gesamt- [OS] und progressionsfreies Überleben [PFS]), zu den sekundären Endpunkten zählten Ansprechen und Toxizität.


Gesamtüberleben und progressionsfreies Überleben
Nach einem medianen Follow-up von 9,2 Monaten zeigte sich in der PP-Population kein Unterschied hinsichtlich OS und PFS in beiden Therapiegruppen. So betrug das mediane PFS bei Patienten mit Kombinationstherapie 2,5 Monate und bei Patienten mit Monotherapie 2,3 Monate (Hazard Ratio [HR] 0,91; 95%-Konfidenzintervall [CI] 0,70-1,18; p=0,48). Die entsprechenden Angaben für das mediane OS lagen bei 9,2 bzw. 9,0 Monaten (HR 1,07; 95%-CI 0,80-1,44; p=0,64). Patienten mit einem Chemosensitivitäts-Index (CSI) ≤100, die als chemosensitiv galten, hatten im Vergleich zu chemoresistent getesteten Patienten mit einem CSI >100 ebenfalls keinen Überlebensvorteil. Die Krankheitskontrollrate (komplettes [CR] und partielles Ansprechen [PR] sowie stabile Erkrankung) fiel bei Patienten mit der nach Sensitivitätsprofil gesteuerten Chemotherapie tendenziell höher aus als bei Patienten mit Monochemotherapie (34,5 vs. 23,5%, p=0,064). Für die objektive Ansprechrate (CR+PR) galt dies jedoch nicht (11,2 vs. 12,6%; p=0,74). Darüber hinaus wiesen Patienten unter einer kombinierten Chemotherapie häufiger schwerwiegende Toxizitäten (Grad 3/4) auf als Patienten unter Dacarbazin.


Fazit:
Nach diesen Ergebnissen ist eine individualisierte klassische Chemotherapie bei Patienten mit chemonaiven metastasiertem Melanom nicht mit einem besseren Überleben als eine Monochemotherapie verbunden. Sowohl PFS als auch OS unterschieden sich nicht zwischen beiden Therapiegruppen in dieser Studie. Lediglich hinsichtlich Krankheitskontrollrate könnte die Kombination einen Vorteil bieten. Allerdings kamen schwerwiegende Toxizitäten unter der Kombination häufiger vor.


(aks)


In Zusammenarbeit mit Prof. Jürgen C. Becker, Essen

Quelle:Ugurel S et al. ADO 2015; Abstract #FV45