krebsgesellschaft.de, 10.07.2014

EHA 2014

EHA 2014: Mantelzell-Lymphom: R-CHOP versus VR-CAP in der Primärtherapie

Eines der Highlights beim EHA 2014 war eine Zwischenauswertung der LYM-3002-Studie, die den Standard R-CHOP mit VR-CAP, bei dem Vincristin durch Bortezomib ersetzt wird, in der Induktionstherapie nicht-transplantationsfähiger Patienten mit Mantelzell-Lymphomen (MCL) vergleicht. Der Proteasomen-Inhibitor Bortezomib ist bereits in der Behandlung des rezidivierten MCL etabliert.

In die Phase-3-Studie wurden 487 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 66 Jahren eingeschlossen, die mit 6-8 Zyklen Rituximab/Cyclophosphamid/Doxorubicin/Prednison plus Vincristin (R-CHOP) oder Bortezomib (VR-CAP) behandelt wurden. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS).

Nach median 40 Monaten Nachbeobachtung zeigte sich im Behandlungsarm mit VR-CAP ein signifikant verlängertes PFS um 10 Monate gegenüber R-CHOP (14,4 Monate vs. 24,7 Monate (HR=0,63; p<0,001). Dadurch wurden auch die Zeitintervalle bis zur Progression (median 16,1 Monate vs. 30,5 Monate) und bis zur nächsten Lymphom-Behandlung (median 24,8 Monate vs. 44,5 Monate) signifikant verbessert (p<0,001). Die Gesamtansprechrate betrug 90% vs. 92% (n.s.), die Raten an CR/CRu (klinisch bzw. radiologisch) 53% vs. 42% (p=0,007) bzw. 71% vs. 83% (p=0,002). In dieser frühen Zwischenauswertung zeigte sich bereits auch ein Trend zu einem längeren Gesamtüberleben (56,3 Monate vs. nicht erreicht, HR=0,80; p=0,173), mit einer 4-Jahres-Überlebensrate von 54% vs. 64%.

Die Rate schwerer Nebenwirkungen war unter VR-CAP höher (93% vs. 85%), nicht jedoch die Abbruchrate (9% vs. 7%) oder die Rate behandlungsbedingter Todesfälle (3% vs. 2%). Im Vordergrund stand die hämatologische Toxizität, vornehmlich Thrombozytopenien (57% vs. 6%). Bedrohliche Blutungen traten aber nicht häufiger auf (4 vs. 3 Patienten). Höhere Raten zeigten sich auch bei Neutropenien (85% vs. 67%), Leukopenien (44% vs. 29%), Lymphopenien (28% vs. 9%) und Neuropathien (8% vs. 4%), vergleichbar waren Anämien (15% vs. 14%) und Infektionen (15% vs. 14%).

Zusammenfassender Kommentar:
Die Integration von Bortezomib in die Induktionstherapie des MCL führte zu einer signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens um 10 Monate. Hämatologische Nebenwirkungen traten vermehrt auf, waren aber durchaus beherrschbar. VR-CAP hat damit das Potenzial, in der Primärtherapie älterer MCL-Patienten ein neuer Standard zu werden.

Quelle:
Robak T et al. Phase 3 study of frontline rituximab, cyclophosphamide, doxorubicin, and prednisone plus vincristine (R-CHOP) or bortezomib (VR-CAP) in transplantation-unsuitable mantle cell lymphoma (MCL) patients. EHA 2014, Mailand, Abstract S1345.

(ge)

                                                                                     In Zusammenarbeit mit Prof. Martin Dreyling, München