krebsgesellschaft.de, 12.08.2015

EHA & ICML 2015

Lenalidomid beim Mantelzell-Lymphom

  • Das Mantelzell-Lymphom ist eine sehr aggressive Variante der Non-Hodgkin-Lymphome und schreitet bei den meisten Patienten rasch voran.
  • Dennoch erreicht man in der Firstline-Therapie bei vielen Patienten mit intensiver Chemotherapie relativ lange Remissionszeiten. Kommt es jedoch zum Rezidiv, sind die Remissionen häufig von kurzer Dauer. Schon nach wenigen Monaten schreitet die Erkrankung fort.
  • Der orale Immunmodulator Lenalidomid zeigt gegenüber anderen Monotherapien ein besseres progressionsfreies Überleben in der rezidivierten Situation. Nun liegt ein Update der Studie vor.


Studiendesign

In der randomisierten multizentrischen SPRINT-Studie, die von einer Prager Studiengruppe durchgeführt wurde, wurde Lenalidomid bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Mantelzell-Lymphom mit einer Monotherapie nach Auswahl des behandelnden Arztes verglichen. Der Vorteil beim primären Studienendpunkt, dem progressionsfreien Überleben, betrug 8,7 im Vergleich zu 5,2 Monate (Hazard Ratio 0,61; p=0,004). In einem aktuellen Update der Studie wurde analysiert, inwieweit der positive Effekt von Lenalidomid von der Art der Therapien, die der Patient bereits bekommen hat, beeinflusst wird.

Im Median hatten die 254 Patienten bereits zwei Vortherapien erhalten und bekamen dann randomisiert im Verhältnis 2:1 eine Therapie mit Lenalidomid (n=170) oder eine Therapie nach Auswahl des behandelnden Arztes. Diese musste bereits vor der Randomisierung festlegt sein (Rituximab, Gemcitabin, Fludarabin, Chlorambucil oder Cytarabin; n=84).


Effekt unabhängig von der Vortherapie

Die aktuell beim EHA präsentierten Ergebnisse zeigen, dass der Effekt von Lenalidomid bei jeglicher Art der Vortherapie nachweisbar war: Die Risikoreduktion bezüglich des progressionsfreien Überleben betrug 22% im Vergleich zu Rituximab (n=27), 56 % gegenüber Gemcitabin (n=20), 42 % gegenüber Fludarabin (n=18), 43 % gegenüber Chlorambucil (n=11) und 8 % gegenüber Cytarabin (n=8).


Weitere Subgruppenanalysen

Lenalidomid führte in allen Subgruppen zu einem längeren progressionsfreien Überleben, Bsonders beeindruckend war der Vorteil bei Patienten, die bereits zwei oder mehr Vortherapien erhalten hatten oder refraktär auf die vorangegangene Therapie waren.

Weitere Subgruppen, die von Lenalidomid profitiert haben, waren Patienten, bei denen die Erstdiagnose weniger als 3 Jahre zurücklag, Patienten, deren letzte Therapie ein halbes Jahr oder länger zurücklag, bzw. bei Rituximab länger als 230 Tage. Analysiert wurden auch die Untergruppen in Abhängigkeit davon, ob die Patienten früher Rituximab erhalten hatten oder nicht oder eine Hochdosischemotherapie oder Stammzelltransplantation erhalten hatten oder nicht: Auch diese Patienten erreichten mit Lenalidomid ein längeres progressionsfreies Überleben.


Fazit

Molekulare Substanzen spielen beim Mantelzell-Lymphom in der rezidivierten Situation eine zunehmende Rolle. Selbst mit hoch wirksamen Chemotherapien können hier nur kurze Remissionen erzielt werden. Mit dem oralen Immuntherapeutikum Lenalidomid

wurde in der vorgestellten Studie ein Vorteil beim progressionsfreien Überleben gezeigt, unabhängig von der Art der vorangegangenen Therapie. Speziell Patienten mit mit zwei und mehr Vortherapien bzw. Chemotherapie-refraktäre Fälle profitieren in besonderem Maße von Lenalidomid, so die vorläufige Interpretation der Studienergebnisse. Weil das Mantelzell-Lymphom eine Erkrankung mit sehr unterschiedlichem Verlauf ist, sind randomisierte Studien wie die hier vorgestellte Studie von entscheidender Bedeutung.

In Zusammenarbeit mit Prof. Martin Dreyling, München

 

Quellen:
[1] Trnený M, et al. Impact of prior treatment on PFS for relapsed/refractory mantle cell lymphoma patients randomized to Lenalidomid vs. investigators choice: a subgroupanalysis of the phase II MCL-002 (SPRINT) study. EHA 2015; Abstract S107.

(bma)