krebsgesellschaft.de, 02.08.2011

EHA 2011

Rituximab-Erhaltungstherapie als neuer Standard bei Mantelzell-Lymphom

Mantelzell-Lymphome bei älteren Patienten werden derzeit bevorzugt mit dem R-CHOP-Schema (Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison) als Induktionstherapie behandelt. Um die erzielte Remission aufrechtzuerhalten, benötigen die Patienten danach eine Erhaltungstherapie. In einer multinationalen Studie des European MCL Networks wurden nun verschiedene Induktionstherapien sowie die Erhaltungstherapie entweder mit alpha-Interferon oder mit Rituximab untersucht. Auf dem Kongress der European Hematology Association in London wurden die Ergebnisse der Erhaltungstherapie vorgestellt.

Patienten, bei denen unter einer Induktionstherapie mit R-CHOP (Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison) oder R-FC (Rituximab, Fludarabin, Cyclophosphamid) eine Remission erreicht werden konnte, erhielten als Erhaltung randomisiert entweder Rituximab in einer Dosierung von 375 mg/m² alle zwei Monate oder Interferon alpha 2a oder 2b in einer Dosierung von 3x3 MIU pro Woche (reguläres Interferon) bzw. 1x1 µg/kg (pegyliertes Interferon). Die Erhaltungstherapie wurde fortgesetzt bis zur erneuten Progression des Lymphoms.

Wirksamkeit und Verträglichkeit von Rituximab zeigen sich überlegen gegenüber Interferon
Der Bericht stützt sich auf 223 behandelte Patienten mit auswertbaren Daten. Nach einem medianen Follow-up von 30 Monaten zeigte sich unter Rituximab im Vergleich zu Interferon alpha eine signifikant längere Dauer der Remissionsphase (51 vs. 24 Monate; p=0.0117; HR 0.56; 0.36-0.88). Das Gesamtüberleben war unter Rituximab nicht verlängert, allerdings zeigte sich bei der Subkohorte derjenigen Patienten, die vorher R-CHOP erhalten hatten, ein Trend zur Verlängerung des Gesamtüberlebens (85% vs. 70% nach drei Jahren; p=0.0375). Die hämatologische Toxizität von Grad 3 oder 4 lag unter Interferon deutlich höher als unter Rituximab (Leukopenie 36% vs 17%; Thrombopenie 16% vs 7%), Infektionen traten in beiden Gruppen gleich häufig auf (7%). Die Rate an Therapie-Abbrüchen ohne Progression betrug unter Interferon 61% und unter Rituximab 30%.  

Schlechte Prognose ohne Erhaltungstherapie
Die 106 Patienten in der Studie, die nach der Induktionstherapie keine Erhaltungstherapie erhielten (auf eigenen Wunsch, oder wegen fortbestehender Zytopenie nach der Induktion)  hatten eine schlechte Prognose. Die mediane Dauer der Remission betrug 26 Monate (ähnlich wie unter Interferon-Erhaltung), das Gesamtüberleben nach drei Jahren lag jedoch nur bei 52%.

Neuer Standard in der Erhaltungstherapie
Die Autoren schließen aus der klaren Überlegenheit von Rituximab, dass diese Substanz in Zukunft als Standard in der Erhaltungstherapie bei älteren Patienten mit Mantelzell-Lymphomen verwendet werden sollte. Neu entwickelte Medikamente in dieser Indikation müssen sich künftig an Rituximab messen lassen.


Quelle:

EHA 2011, Abstract # 504: Johanna Kluin-Nelemans (University Medical Center Groningen, Groningen, Netherlands) et al:  RITUXIMAB MAINTENANCE SIGNIFICANTLY PROLONGS DURATION OF REMISSION IN ELDERLY PATIENTS WITH MANTLE CELL LYMPHOMA. FIRST RESULTS OF A RANDOMIZED TRIAL OF THE EUROPEAN MCL NETWORK

(GÜN)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Martin Dreyling, München