krebsgesellschaft.de, 09.08.2011

ICML 2011

Morbus Waldenström: Fluradabin besser wirksam als Chlorambucil

Die Waldenström-Makroglobulinämie (Morbus Waldenström) und die ihr verwandten Erkrankungen (das Marginalzonen-Lymphom MZL und das Non-Immunoglobulin IgM lymphoplasmozytische Lymphom LPL) sind seltene Krankheiten. Es gibt nur sehr wenige randomisierte Studien bei diesen Erkrankungen. Die First Line-Therapie besteht meist in der Gabe von alkylierenden Substanzen wie Clorambucil (CBL) oder Nukleosidanaloga wie Fludarabin (F) oder 2CDA, allein oder in Kombination. Leblond et al. berichteten auf dem ICML-Kongress 2011 in Lugano über eine prospektive, randomisierte Multicenterstudie bei diesen Erkrankungen (WM1-Studie).

An der WM1-Studie nahmen insgesamt 418 Patienten teil, 414 von ihnen erhielten mindestens einen Zyklus der jeweiligen Chemotherapie und wurden in die Auswertung eingeschlossen. Das Alter der Patienten lag bei 40 bis 89 Jahren (Median 68). 340 Patienten hatten eine Waldenström-Makroglobulinämie, 33 ein Marginalzell-Lymphom und 41 ein lymphoplasmozytisches Lymphom.  Die Patienten erhielten entweder Chlorambucil oral in einer Dosierung von 8 mg/m² über 10 Tage alle 28 Tage, und zwar über maximal 12 Zyklen – oder Fludarabin oral in einer Dosierung von 40 mg/m² über 5 Tage alle 28 Tage, über maximal 6 Zyklen. Die Studie wurde prospektiv und randomisiert, jedoch offen (nicht verblindet) durchgeführt.

Ansprechrate: Fludarabin überlegen
Die Gesamt-Ansprechrate (komplette oder partielle Remission) lag bei 54,4% unter Fludarabin und bei 43% unter Chlorambucil (p=0,03). Bei einer medianen Nachbeobachtungszeit von 33,7 Monaten zeigte sich unter Fludarabin auch ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben (PFS) und eine längere
Zeit bis zum Versagen der Therapie (TTF).

An Nebenwirkungen wurde bei 13,6% der Patienten unter Fludarabin und bei 3,5% der Patienten unter Chlorambucil eine Grad IV-Thrombozytopenie beobachtet; 12% unter Fludarabin und 7% unter Chlorambucil hatten eine Grad IV-Anämie.

Fazit:
Fludarabin hat sich in dieser großen randomisierten Multicenterstudie als sichere und ambulant gut anwendbare Medikation bei Morbus Waldenström und den verwandten Erkrankungen MZL und LPL erwiesen. Die Wirksamkeit war der von Chlorambucil signifikant überlegen.

(gün)

Quelle:
ICML, Abstract # 134: V. Leblond, Hématologie, Hôpital Pitié Salpétrière, Paris, et al.: INTERNATIONAL PHASE III STUDY OF CHLORAMBUCIL
VERSUS FLUDARABINE AS INITIAL THERAPY FOR WALDENSTRÖM’S MACROGLOBULINEMIA AND RELATED DISORDERS: RESULTS IN 414 PATIENTS ON BEHALF OF FCGCLL/WM, GOELAMS, GELA AND NCRI

In Zusammenarbeit mit Professor Martin Dreyling, München