krebsgesellschaft.de, 20.11.2014

ESMO 2014

ESMO 2014: Neue Therapiekonzepte mit Bevacizumab bei Brustkrebs

Bevacizumab ist in Kombination mit Chemotherapie ein etablierter Standard in der Erstlinientherapie des HER2-negativen, fortgeschrittenen Mammakarzinoms. Beim ESMO 2014 wurden zwei spannende Studien zur Erhaltungstherapie bzw. Therapieswitch ohne Progress mit Bevacizumab vorgestellt. Was beim kolorektalen Karzinom bereits etabliert ist, konnte nun auch beim Mammakarzinom mit der TANIA-Studie gezeigt werden, nämlich dass die Fortsetzung der antiangiogenen Therapie auch nach Progress sinnvoll ist. In der IMELDA-Studie war der Wechsel der Chemotherapie noch vor Progress unter fortlaufender Therapie mit Bevacizumab von Vorteil.

   
TANIA: Bevacizumab über den Progress hinaus
In der offenen Phase-3-Studie profitierten Patientinnen mit einem HER2-negativen lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinom, die während oder nach einer Erstlinientherapie mit Bevacizumab progredient wurden, von einer fortgesetzten Therapie mit Bevacizumab im Sinne eines „treatment beyond progression“. Das mediane PFS nach Fortsetzen bzw. Wiederaufnahme von Bevacizumab lag bei 6,3 Monaten im Vergleich zu 4,2 Monaten bei alleiniger Chemotherapie (HR=0,75; p=0,0068). Damit wurde das Progressionsrisiko in der Zweitlinientherapie um 25% gesenkt. Insgesamt nahmen 494 Patientinnen an der Studie teil. Das Sicherheitsprofil von Bevacizumab wurde bestätigt, mit Hypertonie (13,5%) und Proteinurie (6,9%) als häufigsten Nebenwirkungen. Ein Update der Daten, inklusive das Gesamtüberleben, werden für 2015 erwartet.

IMELDA: Erhaltungstherapie mit Bevacizumab und Capecitabin
Die offene Phase-3-Studie IMELDA prüfte bei 185 Patientinnen mit HER2-negativem metastasierten Mammakarzinom, die auf eine Induktionstherapie mit Bevacizumab und Docetaxel (3-6 Zyklen) angesprochen hatten, ob ein Wechsel noch vor dem Progress auf eine andere Chemotherapie (Capecitabin) unter Beibehaltung von Bevacizumab als Erhaltungstherapie einen Vorteil bringt. Der Wechsel zu Capecitabin unter Bevacizumab-Erhaltung verlängerte signifikant sowohl das PFS von 4,3 Monate auf 11,9 Monate (HR=0,38; p<0,001) als auch das OS von 23,7 Monaten auf 39 Monate  (HR=0,43; p<0,001) im Vergleich zu Bevacizumab alleine. Die 1-Jahres-Überlebensrate lag bei 72% vs. 90%. Erwartungsgemäß trat ein Hand-Fuß-Syndrom unter der Kombination mit Capecitabin bei 33% der Patienten auf.
 
Zusammenfassender Kommentar:
Beide Studien untersuchten eine Erhaltungstherapie mit Bevacizumab beim HER2-negativen metastasierten Mammakarzinom auf unterschiedliche Weise. Sie zeigen, dass die Weiterführung von Bevacizumab aus der Erstlinientherapie bei diesen Patientinnen eine vielversprechende Strategie darstellt. Allerdings muss bei der IMELDA-Studie die kleine Fallzahl im Sinne einer randomisierten Phase II-berücksichtigt werden.
 
(gem)
 
Quelle:
Von Minckwitz G et al.Efficacy and safety in TANIA, a randomised phase III trial of continued or reintroduced bevacizumab (BEV) after 1st-line BEV for HER2-negative locally recurrent/metastatic breast cancer (LR/mBC). ESMO 2014, Madrid, Abstract 353O.Gligorov J et al. Efficacy and safety of maintenance bevacizumab (BEV) with or without capecitabine (CAP) after initial first-line BEV plus docetaxel (DOC) for HER2-negative metastatic breast cancer (mBC): IMELDA randomised phase III trial. ESMO 2014, Madrid, Abstract 352O. 

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Diana Lüftner, Berlin