krebsgesellschaft.de, 20.11.2014

ESMO 2014

ESMO 2014: Neoadjuvante Strahlentherapie bei NSCLC

Eine neoadjuvante Chemotherapie ist Standard in der Therapie des NSCLC im Stadium IIIA/N2. Die randomisierte Phase-III-Studie SAKK 16/00 untersuchte den Stellenwert einer zusätzlichen Strahlentherapie in diesem Setting. Die finalen Ergebnisse wurden beim diesjährigen ESMO-Kongress in Madrid präsentiert.

Rationale für die Studie waren Daten aus der Phase-II-Studie SAKK 16/96. Hier hatte sich gezeigt, dass eine neoadjuvante Radiochemotherapie positive Effekte auf das Downstaging mediastinaler Lymphknoten und die Rate an R0-Resketionen hatte. Dies führte zu einer Verbesserung der lokalen Kontrolle, des ereignisfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens. [1] 

In SAKK 16/00 wurden Patienten mit einem pathologisch gesicherten resektablen NSCLC im Stadium IIIA/N2 und einem ECOG-Performance-Status 0-1 eingeschlossen. Im Prüfarm bekamen die Teilnehmer eine sequentielle neoadjuvante Radiochemotherapie (RCT) mit drei Zyklen Cisplatin (100mg/m2) plus Docetaxel (85mg/m2) an Tag 1 aller drei Wochen, gefolgt von einer 3-wöchigen Bestrahlung mit 44Gy in 22 Fraktionen. Die Patienten im Vergleichsarm erhielten nur die Chemotherapie (CT). Alle Patienten wurden anschließend operiert. Primärer Endpunkt war das ereignisfreie Überleben. Sekundäre Endpunkte umfassten u.a. Gesamtüberleben, postoperative Mortalität nach 30 Tagen, objektive Ansprechrate und die Rate an R0-Resektionen.

Insgesamt 232 Patienten wurden in einem 1:1-Verhältnis randomisiert, zwei Drittel davon waren männlich (n=155). Das Alter lag im Median bei 60 Jahren (Spanne: 37-76 Jahre). 84% der Patienten im experimentellen Arm wurden bestrahlt. Das mediane Follow-up betrug 52 Monate.

Hinsichtlich des ereignisfreien Überlebens zeigte sich kein signifikanter Unterschied (RTC: 13,1 Monate vs. CT: 11,8 Monate; p= 0,665). Auch das Gesamtüberleben konnte durch die Hinzunahme der Radiotherapie nicht signifikant verbessert werden (RTC: 37,1 Monate vs. CT: 26,1 Monate; p=0,938). Die Ansprechrate stieg von 44% unter CT auf 61% mit RTC. Auch bei der lokalen Rezidivrate zeigte sich der Nutzen der RTC (28% vs. 15%). 85% aller Patienten wurden operiert, die postoperative Mortalität nach 30 Tagen betrug mit RTC 0% und mit CT 3%. Die Rate an R0-Resektionen war im RTC-Arm höher als mit CT allein (91% vs. 81%). Dies galt ebenso für die pathologischen Komplettremissionen (16% vs. 12%).

Patienten mit einer pathologischen Komplettremission, einem mediastinalen Downstaging auf ypN0/1 (64% vs. 53%) und einer R0-Resektion hatten im Vergleich zu Patienten ohne diese Merkmale ein besseres Outcome.

Zu den häufigsten Chemotherapie-bedingten Nebenwirkungen CTC-Grad 3 gehörten im RTC-Arm febrile Neutropenie (12%), Diarrhoe (9%) sowie Übelkeit und Erbrechen (6%). Unter der Bestrahlung wurden am häufigsten Ösophagitis und Dysphagie (CTC-Grad 3) beobachtet (7%).

Fazit
SAKK 16/00 ist die erste randomisierte Phase-III-Studie, die eine Klärung des Stellenwertes der Hinzunahme der Radiotherapie zur Chemotherapie im neoadjuvanten Setting bei operablen NSCLC im Stadium IIIA-N2 herbeiführt. Die zusätzliche Strahlentherapie verbesserte das Ansprechen, das mediastinale Downstaging und die R0-Rate. Dieser Vorteil übertrug sich jedoch nicht in eine Verbesserung des ereignisfreien Überlebens, des Gesamtüberlebens und der lokalen Kontrolle. Aufgrund dieser Daten gibt es aktuell keine Empfehlung für eine neoadjuvante Radiotherapie außerhalb von Studien.

(as)

In Zusammenarbeit mit Dr. Sylvia Gütz, Leipzig

Quelle:
[1] Betticher DC t al.Mediastinal Lymph Node Clearance After Docetaxel-Cisplatin Neoadjuvant Chemotherapy Is Prognostic of Survival in Patients With Stage IIIA pN2 Non–Small-Cell Lung Cancer: A Multicenter Phase II Trial. JCO 2003; 21(9): 1752-1759
[2] Pless M. et al. Final results of the SAKK 16/00 trial: a randomized phase III trial comparing neoadjuvant chemoradiation to chemotherapy alone in stage IIIA/N2 non-small cell lung cancer (NSCLC). ESMO 2014; abstr. 1195O