krebsgesellschaft.de, 20.11.2014

ESMO 2014

ESMO 2014: Negativstudien beim Pankreaskarzinom und Hepatozellulären Karzinom

Im Bereich Pankreaskarzinom und Hepatozelluläres Karzinom (HCC) gab es am diesjährigen ESMO-Kongress auch enttäuschende Resultate. Eine der vielversprechendsten Phase-3-Studien mit Ramucirumab in der Zweitlinientherapie beim fortgeschrittenen HCC erreichte ihren primären Endpunkt nicht (REACH-Studie). Beim R1-resezierten Pankreaskarzinom konnte in der adjuvanten Therapie die Zugabe von Sorafenib die Prognose nicht verbessern (CONKO-006-Studie).

CONKO-006: Gemcitabin-Monotherapie bleibt postoperativer Standard
In Europa ist die postoperative Chemotherapie mit Gemcitabin oder mit 5-FU Standard zur adjuvanten Behandlung. Die Phase-2-Studie CONKO-006 prüfte an 122 Patienten nach R1-Resektion (mikroskopischer Resttumor) eine additive Therapie mit Gemcitabin (1000 mg/m2 iv. Tag 1, 8, 15 in 29 Tage Zyklen) plus Sorafenib (400 mg oral zweimal täglich Tag 1-28)  versus Gemcitabin plus Placebo über 12 Monate (12 Zyklen). Mit einer statistischen Power von 80% sollte die Studie eine Verbesserung des rezidivfreien Überlebens nach 18 Monaten von 42% auf 60% zeigen.

Die Hinzunahme des Multikinaseinhibitors Sorafinib zum Standard Gemcitabin erwies sich als unwirksam: Es konnte weder eine Verbesserung des  krankheitsfreien Überlebens (9,6 Monate vs. 10,7 Monate; p=0,89) noch des Gesamtüberlebens (17,6 Monate vs. 15,6 Monaten; p=0,90) erreicht werden. Leider lässt sich aufgrund des  Studiendesigns nicht sagen, ob die prolongierte Gabe über 12 Monate gegenüber der standardmäßigen 6 Monate von Vorteil ist. Ob eine Intensivierung der Chemotherapie durch weitere zytotoxische Substanzen oder durch Radiotherapie zu einer besseren Prognose beiträgt, ist Gegenstand laufender klinischer Studien. Bis dahin sollte Patienten außerhalb klinischer Studien keine vom geprüften und empfohlenen Standard abweichende adjuvante Therapie erhalten.

REACH: Ramucirumab erreicht primären Endpunkt nicht, aber …
Beim fortgeschrittenen HCC waren die letzten Jahre eher enttäuschend, da mehrere Substanzen in der Erst- und Zweitlinientherapie in Phase-3-Studien scheiterten. Mit Spannung wurden daher die Ergebnisse der REACH-Studie mit dem VEGFR-2-Antikörper Ramucirumab in der Zweitlinientherapie nach Progression oder Unverträglichkeit von Sorafenib erwartet. Doch in dieser Phase-3-Studie mit 565 Patienten war der antiangiogen wirksame Antikörper einer alleinigen supportiven Behandlung statistisch nicht überlegen. Es zeigte sich zwar ein signifikant besseres Ansprechen (7,1% vs. 0,7%, p<0,0001), doch der primäre Endpunkt – eine Verlängerung des Gesamtüberlebens – wurde nicht erreicht (9,2 Monate vs. 7,6 Monate, p=0,1391). Deutliche Wirksamkeitshinweise gab es allerdings aus Subgruppen, vor allem bei 250 Patienten mit erhöhten Serumwerten von Alpha-Fetoprotein (AFP über 400 ng/ml), sodass eine weitere klinische Prüfung zu überlegen und empfehlenswert erscheint. In dieser vordefinierten Patientengruppe verlängerte Ramucirumab das Gesamtüberleben von 4,2 Monate auf 7,8 Monate signifikant (p=0,0059).

Quellen:
Sinn M et al. CONKO-006: A randomized double-blinded phase IIb-study of adjuvant therapy with gemcitabine + sorafenib/placebo for patients with R1-resection of pancreatic cancer. ESMO Congress 2014: Abstract LBA18.Zhu A et al. Ramucirumab (RAM) as second-line treatment in patients (pts) with advanced hepatocellular carcinoma (HCC) following first-line therapy with sorafenib: Results from the randomized phase III REACH study. ESMO Congress 2014: Abstract LBA16.

(gem)

In Zusammenarbeit mit Prof. Florian Lordick, Leipzig