krebsgesellschaft.de, 24.06.2015

ASCO 2015

Erlotinib adjuvant beim Pankreaskarzinom

Beim Pankreaskarzinom ist eine Chemotherapie mit Gemcitabin sowohl in der adjuvanten als auch in der metastasierten Situation ein Standard. Im fortgeschrittenen Stadium kann sie mit dem EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitor (EGFR-TKI) Erlotinib kombiniert werden. Der Therapieerfolg korreliert mit dem Auftreten von Rash. [1] In einer multizentrischen randomisierten Phase-III-Studie wurde geprüft, ob die zusätzliche Gabe von Erlotinib auch als adjuvante Therapie effektiv ist. [2] Die Studie wurde in Deutschland durchgeführt.

Studiendesign
Die Studie CONKO-005 evaluierte die Effektivität von Erlotinib 100 mg/Tag in Kombination mit Gemcitabin 1000 mg/m² i.v. versus Gemcitabin mono an Tag 1,8,15, alle 29 Tage über 24 Wochen bei Patienten mit einem Pankreaskarzinom, deren Tumor vollständig operiert wurde (R0-Resektion).

Die adjuvante Chemotherapie musste innerhalb von 8 Wochen nach der chirurgischen Behandlung beginnen. Primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben (DFS). Als signifikantes Ergebnis galt eine Verlängerung des DFS von 14 auf 18 Monate. Sekundäre Studienziele umfassten das Gesamtüberleben (OS) und die Verträglichkeit.

Ergebnisse – Kein Vorteil für den EGFR-TKI
Insgesamt wurden 436 Patienten in die Studie eingeschlossen. 219 Patienten bekamen Gemcitabin plus Erlotinib und 217 eine Gemcitabin-Monotherapie. Die Patientencharakteristika waren ausgeglichen: Das Alter betrug im Median 64 Jahre, der Karnofsky-Performance-Status lag bei 90%. Einen T3/T4-Tumor hatten 87%, ein G2-Grading 59,5%. Die Therapie dauerte in beiden Armen median 22 Wochen.

Die Studie verfehlte ihren primären Endpunkt. Beim DSF konnte mit jeweils 11,6 Monaten in beiden Studienarmen kein signifikanter Unterschied nachgewiesen werden (HR=0,89; p=0,29). Auch beim Gesamtüberleben waren beide Gruppen vergleichbar: Im Kombinationsarm lebten die Patienten 24,6 Monate und im Kontrollarm 26,5 Monate (HR=0,90; p=0,41). Die Kaplan-Meier-Kurven für das Überleben liefen nach 40 Monaten zugunsten der Kombination auseinander, allerdings waren zu diesem Zeitpunkt nur noch wenige Patienten in der Studie (OS geschätzt nach 5 Jahren: 28% vs. 19%). Für die Erlotinib-haltige Therapie gab es keine Korrelation zwischen der Ausprägung von Rash und dem DSF (HR=0,91; p=0,54).

Verträglichkeit
Zu den häufigsten unerwünschten Ereignissen Grad 3/4 gehörten hämatologische Nebenwirkungen (42% vs. 45%). Im Erlotinib-Arm trat erwartbar signifikant häufiger Rash auf (7% vs. 1%; p<0,001). Die Raten an Diarrhoe lagen bei 5% vs. 1%.

Fazit:
Die adjuvante Kombinationstherapie Gemcitabin plus Erlotinib verbesserte im Vergleich mit Gemcitabin mono bei Patienten mit einem R0-resezierten Pankreaskarzinom weder das krankheitsfreie noch das Gesamtüberleben. Damit bestätigt die Studie Untersuchungen bei anderen Indikationen, die ebenfalls keinen Vorteil für EGFR-TKI in der adjuvante Situation zeigen konnten. [3] Die Monotherapie mit Gemcitabin bleibt somit Standard. Auch wenn die Studie der Gruppe um Prof. Hanno Riess (Berlin) im primären Studienziel zu einer negativen Antwort kommt, leistet sie einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag für die Therapie des Pankreaskarzinoms.

(red)

In Zusammenarbeit im Prof. Florian Lordick, Leipzig

Quellen:
[1] Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Exokrines Pankreaskarzinom, Langversion 1.0, 2013, AWMF Registernummer: 032-010OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Leitlinien.7.0.html

[2] Sinn M et al. CONKO-005: Adjuvant therapy in R0 resected pancreatic cancer patients with gemcitabine plus erlotinib versus gemcitabine for 24 weeks—A prospective randomized phase III study. J Clin Oncol 33, 2015 (suppl; abstr 4007); oral presentation

[3] Lampaki S et al. Defining the role of tyrosine kinase inhibitors in early stage non-small cell lung cancer. J Cancer. 2015 May 7;6(6):568-74