krebsgesellschaft.de, 05.08.2011

EHA 2011

PET/CT beim multiplen Myelom

Mit modernen Wirkstoffen, die zusammen mit der autologen Stammzelltransplantation zum Einsatz kommen, können nun bei jungen Patienten mit multiplem Myelom (MM) zuvor unerreichbare Remissionsraten erzielt werden. Für ihre Prognose ist es wichtig, auch minimale Krankheitsreste (minimal residual disease, MRD) nachweisen zu können. Dieser Nachweis ist zum Beispiel mit multiparametrischer Durchflusszytometrie oder molekularbiologischen Methoden möglich. Auch bildgebende Verfahren werden erprobt.

Messung der 18F-FDG-Anreicherung zur Detektion von Erkrankungsherden
Die 18F-FDG-PET/CT konnte bereits erfolgreich verwendet werden, um nach myelomatösen Läsionen beim frühen MM zu screenen. Sie beruht auf dem Nachweis metabolisch aktiver Zellen, welche den Radiotracer 18F-Fluorodeoxyglucose (18F-FDG) vermehrt anreichern [1]. Ob mit dieser Methode auch prognostisch relevante Informationen über das Therapieansprechen beim MM gewonnen werden können, war bis dato nicht bekannt. Eine Untersuchung von Zamagni et al., die sie auf dem EHA-Kongress 2011 vorstellten, lieferte nun Hinweise für einen prognostischen Nutzen der 18F-FDG-PET/CT nach Induktion und Stammzelltransplantation beim MM [2].

In einer prospektiven Studie wurden 192 Patienten mit neudiagnostiziertem MM wiederholten 18F-FDG-PET/CT-Messungen unterzogen: Bei Diagnosestellung, nach der Induktionsbehandlung, nach der autologen Stammzelltransplantation, einmal jährlich während der Nachbeobachtungszeit und nach Relapse. Die Knochenmarksbeteiligung wurde als negativ, diffus oder fokal klassifiziert sowie die Anzahl, Größe und FDG-Anreicherung (standardized uptake values, SUV) der fokalen Läsionen protokolliert. In Fällen mit extramedullärer Beteiligung (EMD) wurden die Orte, Größen, Anzahlen und SUV aufgezeichnet.

Positive 18F-FDG-PET/CT-Ergebnisse sind mit schlechterem PFS und OS assoziiert
Zu Studienbeginn waren 24% der Patienten 18F-FDG-PET/CT-negativ, 37% nach der Induktionsbehandlung und 65% drei Monate nach Abschluss der Transplantation. Unter den Patienten mit 18F-FDG-PET/CT-Positivität zum Zeitpunkt der Diagnose zeigten 44% drei oder mehr fokale Läsionen, 46% hohe FDG-Anreicherungen (SUV >4,2) und 6% eine EMD. Diese drei Variablen stellten Risikofaktoren bezüglich des progressionsfreien Überlebens (PFS) und des Gesamtüberlebens (OS) dar. Auch persistierend hohe FDG-Anreicherungen nach der Induktion oder nach der Stammzelltransplantation hingen mit kürzerem PFS und OS nach 4 Jahren zusammen. Signifikante Vorteile zeigten sich insbesondere bei Patienten, welche nach der Transplantation keinerlei FDG-Anreicherungen aufwiesen (PFS: 66% versus 45%; OS: 89% versus 65%; verglichen mit FDG-positiven Patienten, beides p=0,02).

Die multivariate Analyse identifizierte zwei unabhängige Risikofaktoren, die hochgradige PET/CT-Positivität mit SUV >4,2 und/oder EMD bei Diagnosestellung, sowie persistierende FDG-Anreicherungen nach der Stammzelltransplantation. Diese Variablen beeinflussten zum einen das PFS (SUV: HR=2,0 mit 95%CI=1,13-3,72; EMD: HR=15,0 mit 95%CI=4,0-55,8; FDG-Anreicherung: HR=2,12 mit 95%CI=1,19-3,77) und zum anderen das OS (EMD: HR=6,99 mit 95%CI=2,28-21,46; FDG-Anreicherung: HR=3,57 mit 95%CI=1,03-12,39).

Aus diesen Ergebnissen folgern Zamagni et al., dass die 18F-FDG-PET/CT sowohl zum Zeitpunkt der Diagnosestellung als auch nach der Stammzelltransplantation prognostisch relevante Informationen liefert. Daher empfehlen sie, dass Untersuchungen zur Detektion von MRD auch bildgebende Verfahren wie PET/CT einschließen sollten.

(emw)

Quellen:
[1] Ford EC et al. 18F-FDG PET/CT for image-guided and intensity-modulated radiotherapy. J Nucl Med 2009; 50: 1655-1665
[2] Zamagni E et al. Prognostic relevance of 18F-FDG PET/CT negativity after autologous stem cell transplantation (ASCT) in newly diagnosed multiple myeloma patients. EHA 2011

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hartmut Goldschmidt, Heidelberg