krebsgesellschaft.de, 12.08.2011

EHA 2011

Hodgkin Lymphom: Brentuximab Vedotin bei "pre-ASCT"-Patienten untersucht

Der Anti-CD30-Antikörper Brentuximab Vedotin hat sich in früheren Studien als effektiv und verträglich bei Patienten mit Hodgkin-Lymphom erwiesen, die wegen Rezidiven oder refraktärem Lymphom eine autologe Stammzelltransplantation (ASCT) erhalten, auch darauf jedoch nicht angesprochen hatten. In zwei parallel durchgeführten Phase-I-Studien mit verschiedenen Dosierungsschemata wurde nun der Einsatz von Brentuximab Vedotin bei je zehn Patienten untersucht, die eine ASCT entweder abgelehnt hatten oder aus medizinischen Gründen nicht dafür in Frage kamen ("pre-ASCT"-Patienten"). Auf dem Kongress der European Hematology Association in London wurden die Ergebnisse vorgestellt.

In einer Phase-I-Studie wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Brentuximab Vedotin in verschiedenen Dosierungen bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Hodgkin-Lymphom untersucht, die aus bestimmten Gründen keine autologe Stammzelltransplantation (ASCT) erhalten hatten – sogenannte "pre-ASCT"-Patienten. In Studie SG035-0001 erhielt je ein Patient Brentuximab Vedotin i.v. alle drei Wochen in einer Dosierung von 0,1, 0,2, 0,6 und 1,2 mg pro kg Körpergewicht, zwei Patienten erhielten 1,8 mg/kg KG und vier Patienten 2,7 mg/kg KG. In Studie SG035-0002 erhielten die Patienten jeweils in drei von vier Wochen einmal wöchentlich folgende Dosierungen: 0,4 mg/kg (zwei Patienten), 0,8 mg/kg (ein Patient), 1,0 mg/kg (drei Patienten), 1,2 mg/kg (ein Patient) und 1,4 mg/kg (drei Patienten). Die Patienten hatten bereits 1-7 Chemotherapien absolviert (Median 3), 45% außerdem eine Radiotherapie. Das mediane Alter der Patienten betrug 31,5 Jahre, der ECOG-Performance-Status zu Beginn der Studie war 0 (50%), 1 (30%) oder 2 (20%).

Wirksamkeit: Objektives Ansprechen bei 30%
Bei sechs der 20 Patienten konnte ein objektives Ansprechen auf die Therapie beobachtet werden (zwei mit kompletter Remission und vier mit partieller Remission). Die mediane Länge der Remissionsphase konnte nicht bestimmt werden, da nur einer der Patienten am Ende der Studie wieder ein Rezidiv erlitten hatte. Bei den übrigen fünf Patienten mit objektivem Ansprechen dauerte die Remission zum Schluss der Studie zwischen 29,6 und 60,1 Wochen an.

Nebenwirkungen: Häufig, aber beherrschbar
Innerhalb der 30 Tage nach der letzten Dosis von Brentuximab Vedotin verstarb keiner der Patienten. Folgende Nebenwirkungen wurden bei mehr als 25% der Patienten beobachtet: Müdigkeit, Übelkeit, Fieber, Durchfall, Erbrechen, Rückenschmerzen, Appetitverlust, Anämie, Nachtschweiß und Gewichtsverlust. Bei 55% (elf Patienten) lag die Schwere der Nebenwirkungen maximal bei Grad 3, drei Patienten (15%) erlebten schwere, therapiebedingte Nebenwirkungen.

Brentuximab Vedotin früher im Krankheitsverlauf untersuchen
Die Autoren schließen aus den Studienergebnissen, dass eine Anti-Tumorwirksamkeit von Brentuximab Vedotin auch bei Patienten ohne ASCT gegeben ist. Die Nebenwirkungen waren aus den Studien nach ASCT bekannt und beherrschbar. Fazit, so die Autoren: Brentuximab Vedotin sollte bereits früher im Krankheitsverlauf des Hodgkin-Lymphoms untersucht werden.

(gün)

Quelle:
EHA, Abstract # 518: Ranjana Advani, MD, Stanford University Medical Center, Palo Alto, United States of America, et al:  OBJECTIVE RESPONSES WITH BRENTUXIMAB VEDOTIN (SGN-35) IN PATIENTS WITH RELAPSED OR REFRACTORY HODGKIN LYMPHOMA (HL) WHO REFUSED OR WERE INELIGIBLE FOR AUTOLOGOUS STEM CELL TRANSPLANTATION (ASCT)

In Zusammenarbeit mit Professor Martin Dreyling, München