krebsgesellschaft.de, 26.10.2011

ESMO 2011

Rilotumumab in der Firstline beim fortgeschrittenen Magenkarzinom

Zur palliativen Therapie fortgeschrittener Adenokarzinome des Magens oder ösophago-gastralen Übergangs sind in der ersten Linie Kombinationschemotherapien indiziert. Eine internationale Forschergruppe hat nun im Rahmen einer Phase-II-Studie untersucht, ob die zusätzliche Gabe des neuen monoklonalen Antikörpers Rilotumumab, der sich gegen den Wachstumsfaktor hepatocyto growth factor (HGF) richtet, das progressionsfreie Überleben verlängern kann. Die Daten wurden auf dem ESMO 2011 präsentiert.

Adenokarzinome des Magens und des ösophago-gastralen Übergangs werden häufig erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Zumeist ist dann eine kurative Resektion nicht mehr möglich. Für die palliative Therapie stehen Kombinationen aus verschiedenen Substanzen zur Verfügung. Ein gängiges Regime beinhaltet Epirubicin, Cisplatin und Capecitabin (ECX). Teilnehmer einer multizentrischen, randomisierten, doppelblinden Phase-II-Studie bekamen in den beiden experimentellen Armen zusätzlich die neue Substanz Rilotumumab. Rilotumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der sich gegen den Wachstumsfaktor HGF (hepatocyte growth factor) richtet und diesen hindert, an das c-Met-Rezeptormolekül zu binden. Primärer Endpunkt der Studie war das progressionsfreie Überleben.

Antikörper vs. Standardtherapie

Für die Studie wurden 121 Patienten mit entweder inkurablem Adenokarzinom des Magens (ca. 80% der Patienten) oder des ösophago-gastralen Übergangs (ca. 20%) rekrutiert, bei denen die Erkrankung bereits metastasiert (in ca. 85% der Fälle) oder lokal weit fortgeschritten war. Systemische Vorbehandlungen führten zum Studienausschluss. Alle Patienten bekamen den Standard Epirubicin-Cisplatin-Capecitabin und wurden 1:1:1 zu Rilotumumab dreiwöchentlich 15mg/kg i.v. (Arm A), 7,5mg/kg i.v. (Arm B) bzw. Placebo (Arm C) randomisiert.

Benefit durch die Kombination von ECX mit Rilotumumab

Median wurden in den beiden Rilotumumab-Armen fünf Zyklen gegeben. Gründe für den Therapieabbruch waren unerwünschte Nebenwirkungen (Arm A/B vs. Placebo: 25/29 vs. 8%) und Progression (25/19 vs. 54%). Hämatologische Toxizitäten, Thrombosen und Alopezie traten unter Rilotumumab insgesamt deutlich häufiger auf als unter dem ECX-Regime plus Placebo. Das mediane progressionsfreie Überleben lag im Arm A bei 5,3 Monaten (80% CI, 4,1-5,7), im Arm B bei 6,3 Monaten (80% CI, 4,5-7,0) und im Kontrollarm bei 4,2 Monaten (80% CI, 3,7-4,6):
 
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Rilotumumab unabhängig von der Dosierung als Zugabe zum ECX-Regime das PFS verlängern kann (HR für Arm A+B vs. C=0,58; 0,43-0,79; p=0,20). Der Effekt scheint bei der niedrigeren Rilotumumab-Dosierung von 7,5mg/kg (HR=0,49; 0,34-0,70; p=0,06) noch größer zu sein als bei 15mg/kg (HR=0,70; 0,49-1,02; p=0,79).

Quelle:
Iveson T, et al. Safety and efficacy of Epirubicin, Cisplatin, and Capecitabine (ECX) plus Rilotumumab (R) as first-line treatment for unresectable locally advanced (LA) or metastatic (M) gastric or esophagogastric junction (EGJ) adenocarcinoma. ESMO 2011; Abstract # 6504
(sm)

In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Florian Lordick, Braunschweig